Bevölkerung unentschlossen über europäische Armee

März 13, 2015, 2:35 vorm. GMT+0

Nur ein Drittel der Deutschen hält eine gemeinsame Armee für den logischen nächsten Schritt.

Jean-Claude Juncker hat am vergangenen Wochenende wieder eine gemeinsame europäische Armee ins Gespräch gebracht. „Eine gemeinsame europäische Armee würde der Welt zeigen, dass es zwischen den EU-Ländern nie wieder Krieg geben wird", sagte der EU-Präsident. Lob für seinen Vorschlag erhielt Juncker aus fast allen politischen Lagern.

Die deutsche Bevölkerung ist allerdings weniger entschlossen. In einer aktuellen YouGov-Umfrage gab nur gut ein Drittel der Befragten an, dass die EU-Staaten ohnehin schon viel zusammen arbeiteten und angesichts der weltpolitischen Bedrohungen eine gemeinsame Armee nur der logische der nächste Schritt sei. Fast genauso viele (31 Prozent) finden allerdings, dass schon jetzt viele nationale Kompetenzen an die EU abgegeben wurden und Fragen der Verteidigungspolitik national entschieden werden sollen. Ein weiteres Drittel (35 Prozent) war sich unsicher.

In ihrer Einschätzung stehen sich dabei vor allem die Wähler der Grünen und die der Linkspartei gegenüber. Während bei den Grünen die Hälfte (50 Prozent) dafür und nur jeder Fünfte (19 Prozent) dagegen ist, kehren sich die Verhältnisse bei den Anhängern der Linken nahezu um. Hier hält nur jeder Fünfte (19 Prozent) eine gemeinsame Armee für den „nächsten logischen Schritt“, während mehr als doppelt so viele (40 Prozent) finden, dass die Verteidigungspolitik in nationaler Hand bleiben sollte.

Die Idee einer gemeinsamen europäischen Armee gibt es so lange wie die Europäische Union. Wichtige Politiker aus mehreren Ländern, wie Helmut Kohl, Tony Blair und der ehemalige französische Premier Alain Juppé, sprachen sich im Laufe der Jahre für die Idee aus. Auch wenn die Armeen der europäischen Länder auf vielen Ebenen schon heute eng zusammenarbeiten – eine richtige gemeinsame Armee gibt es nicht.

Ob das mittelfristig so bleiben wird? Auch darüber sind sich die Deutschen uneins. Nur jeweils wenige sagen, dass die Armee „bestimmt“ (6 Prozent) oder „bestimmt nicht“ (7 Prozent) innerhalb der kommenden zehn Jahre Wirklichkeit wird. Jeweils etwa ein Fünftel glaubt, dass sie „wahrscheinlich“ (22 Prozent) beziehungsweise „wahrscheinlich nicht“ (20 Prozent) kommt. Die größte Gruppe war sich unsicher: 34 Prozent glauben, dass es innerhalb der kommenden 10 Jahre „vielleicht“ eine gemeinsame europäische Armee geben wird.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1.021 Personen im Zeitraum vom 10. bis 12.03.2015 repräsentativ befragt.

Foto: Virginia Mayo/AP/Press Association Images

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