Die Dynamik im Lebensmittelgeschäft nimmt zu. Amazon verlässt den reinen Online-Handel und hat nun eigene Läden vor Ort. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Online und Offline.
Amazon hat vergangene Woche (16.06.2017) verkündet, die weltweit größte Bio-Supermarktkette, Whole Foods (mit Standorten in USA, Kanada und Großbritannien), für 13,7 Milliarden Dollar zu übernehmen. Damit betritt der Online-Händler auch räumlich den Alltag von immer mehr Kunden und ist potentiell noch sichtbarer.
Der Lebensmittelmarkt ist in Bewegung. Das zeigen auch die kürzlich getätigten Investitionen der Discounterketten Aldi und Lidl. Lidl eröffnet seine ersten Filialen in den USA und Aldi expandiert weiter im amerikanischen Markt. Rewe öffnet derweil seinen Online-Shop auch für Produkte anderer Händler und will die Möglichkeiten erweitern, Lebensmittel und auch andere Produkte wie Spielwaren oder Kosmetik anzubieten. Und geht damit den Weg von Amazon aus der anderen Richtung.
Amazon ist mit Amazon Fresh noch vor Kurzem auch auf dem deutschen Markt gestartet und liefert den Kunden Lebensmittel nach Hause. Mit dem Projekt „Amazon Locker“ ist der Händler außerdem in das Paketstationen-Geschäft eingestiegen und erhöht auch hier den Konkurrenzdruck gegenüber etablierten Anbietern wie DHL. Solche Modelle der selbstabholenden Kunden scheinen angesichts der immer größer werdenden Zahl von täglich gelieferten Paketen aber auch notwendig.
Beim Online-Kauf kann Frische der Lebensmittel vorher nicht geprüft werden
Der Einstieg ins Filialgeschäft in den USA eröffnet dem Online-Händler neue Möglichkeiten, die Kunden noch fester an sich zu binden und potentielle neue Kunden zu gewinnen, die bisher kein Interesse am Online-Handel hatten.
Auch in Deutschland könnte sich solch hybrides Modell für Amazon lohnen. Zwar ist das Interesse am Online-Einkauf von Lebensmitteln da. Jedoch ist besonders bei frischen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse das Bedürfnis vieler deutscher Kunden hoch, die Ware vor dem Kauf auf ihre Frische hin zu prüfen (bei Nicht-Online-Kunden 79 Prozent, bei potentiellen Online-Kunden 64 Prozent).
Auch weitere Kundenansprüche werden beim Online-Handel alleine nicht erfüllt. So genießen viele auch einfach das Einkaufserlebnis, vor allem Nicht-Nutzer von Online-Händlern sagen, dass sie die sozialen Kontakte beim Einkaufen vermissen würden (49 Prozent). Das sagen auch knapp ein Drittel der potentiell am Online-Kauf Interessierten (29 Prozent).
Mit 461 Whole-Foods-Supermärkten, davon 95 Prozent in den USA, ist Amazon damit breit aufgestellt. Und hat nun die Möglichkeit, das Einkaufsverhalten seiner Kunden nicht nur digital, sondern auch im Laden zu studieren. Und hat so die Möglichkeit, durch Kundeninteraktion noch mehr von ihren Bedürfnissen herauszufinden. Andere Player sollten diese Entwicklungen im Auge behalten.
Den Report „Supermarkt Adé“ können Sie hier beziehen.
Foto: dpa