Vodafone begibt sich auf den Speed-Trip

Simon KlugeBis Juli 2018 Head of Data Products.
Juli 17, 2017, 9:19 vorm. GMT+0

Mit 1&1 und Vodafone hat die Telekom schwergewichtige Konkurrenten. Vodafone zieht jetzt mit High-Speed-Internet das Tempo an. Und die Übernahme eines nicht unwichtigen Anbieters ist auch eine Option.

Seit vielen Jahren befindet sich der DSL- und Mobilfunkmarkt im Wandel. Der eine Anbieter war beim Ausbau schneller Internetleitungen für's Zuhause zügiger, der andere hatte eher flächendeckende LTE-Surfgeschwindigkeit fürs Handy im Angebot. Zwischendurch etablierte sich der Internetanschluss über den Kabelanbieter, HD-Fernsehprogramme übers Netz, aktuell Glasfaser und irgendwann bald auch der Nachfolger vom 4G-Mobilfunkstandard namens 5G.

Für die Mobilfunk- und Internetprovider heißt das: Sie müssen ihre Technik ständig weiterentwickeln, um nicht den Anschluss zu verlieren und konkurrieren bei Qualität, Zuverlässigkeit, Kundenservice und Preis kontinuierlich untereinander um ihre Kunden. Eine gewisse Unternehmensgröße kann hierbei nur hilfreich sein, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Marktstrukturen immer weiter konsolidieren. Erst neulich war mal wieder eine Übernahme von Unitymedia durch Vodafone im Gespräch.

Für Unitymedia ein Imagegewinn

Falls es wirklich zu dieser Übernahme kommen sollte - rein hypothetisch betrachtet - würde Vodafone in Sachen Kundenzahlen zur Telekom aufschließen. Das zeigt der YouGov Markenmonitor BrandIndex, in dem wir unter anderem regelmäßig fragen, von welcher Marke man Kunde ist. Nach einer gedanklichen Fusion würden 30 Prozent der Deutschen (ab 18 Jahren) angeben, Kunde bei diesem neuen Vodafone-Unitymedia-Konzern zu sein – der wäre dann bei dieser Kennzahl auch größter Anbieter in Deutschland. Schon allein deshalb, neben einiger Vorteile in der technischen Infrastruktur, könnte Vodafone Interesse an Unitymedia haben.

Falls die aktuellen Unitymedia- und dann theoretisch neuen Vodafone-Kunden das für sie neue Unternehmen genauso mögen würden, wie es die aktuellen Vodafone-Kunden in Bezug auf Ihren genutzten Anbieter tun, wäre es für diese ein Fortschritt. Vodafone ist nach 1&1 nämlich die beliebteste Mobilfunk- und Internetanbietermarke im Land. Auf der Index-Dimension, mit der wir mehrere Parameter wie Allgemeiner Eindruck, Preis-Leistungs-Verhältnis oder Weiterempfehlungsbereitschaft zusammenfassen, kommt Vodafone unter Markenkennern derzeit auf +15 Indexpunkte. Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom liegt bei derzeit bei +12, O2 und Unitymedia bei jeweils +7 Indexpunkten, auf einer Skala von -100 bis +100.

Besonders stark ausgeprägt ist der Unterschied in Punkto wahrgenommene Qualität. Vodafone erreicht unter Markenkennern hier +23 Punkte, Unitymedia kommt gerade mal auf +8 Punkte. Damit Vodafone seine guten Bewertungen nicht einbüßt, müsste Unitymedia andererseits hier noch zulegen. Der kleinere Netzanbieter könnte abgesehen davon natürlich von Vodafones Innovationskraft profitieren: Vodafone führt dieser Tage als einer der ersten Anbieter Geschwindigkeiten von bis 500 Mbit/s bei Festnetz-Internet und Mobilfunk ein. Gerüchten zufolge ist Vodafone auch einer Übernahme des Unternehmens Deutsche Glasfaser interessiert, um ein stärkeres Gegengewicht zur Telekom zu schaffen.

Vodafone und 1&1 mit Aufwind

Werfen wir abschließend noch einen ergänzenden Blick auf auffällige Entwicklungen der letzten 3 Jahre: Vodafone und 1&1 waren gemäß unserer erhobenen Daten hier vorrangig die Gewinner. Auffallend mehr Deutsche haben heute diese beiden Marken auf ihrem Zettel, wenn es darum geht, sich für einen Telekommunikationsanbieter zu entscheiden. Bei O2 hingegen hat merklich das Verbraucherinteresse abgenommen, die Marke weist mittlerweile einen deutlichen Abstand zu Vodafone und 1&1 auf. Die Deutsche Telekom andererseits wird weiterhin am häufigsten genannt, wenn wir fragen, welche Telekommunikations-Marken in Frage kommen. Die Bonner schneiden bei unseren Qualitätsbewertungen zudem am besten ab.

So erschienen auf Wirtschaftswoche Online.

Bild: dpa