Überwältigende Mehrheit wünscht mehr soziale Gerechtigkeit

Nikolas BuckstegenBis Mai 2018 Manager Marketing bei YouGov.
Juni 29, 2017, 9:28 vorm. GMT+0

Jedoch kein einheitliches Verständnis von Gerechtigkeit vorhanden.

Köln, 29.06.2017. Am Sonntag verabschiedete die SPD ein umfangreiches Wahlprogramm mit dem Titel „Zeit für mehr Gerechtigkeit“. Darin setzt die Partei auf mehr soziale Gerechtigkeit und eine stärkere Umverteilung. Wie kommt das Thema bei den Deutschen an? Dieser Frage ging das Meinungsforschungs- und Beratungsinstitut YouGov im Rahmen einer aktuellen Umfrage nach. 79 Prozent der Befragten sind sich einig, dass es in Deutschland mehr sozialer Gerechtigkeit bedarf. Nur 14 Prozent der Befragten sehen dies anders. Innerhalb der SPD-Wähler wünschen sich neun von zehn Befragten mehr soziale Gerechtigkeit. Die Zahlen verdeutlichen, dass die SPD auf eine wichtige aktuelle gesellschaftliche Frage setzt, die für ihre Kernwählerschaft eine herausragende Bedeutung besitzt. Doch was die Deutschen für sozial gerecht halten, darüber existiert kein einheitliches Bild in der Bevölkerung.

22 Prozent der Befragten halten es in erster Linie für gerecht, wenn jeder Bürger das bekommt, was seiner Leistung entspricht. Sie sind der Meinung, dass, wer mehr leistet, auch mehr verdienen sollte. Wiederum 22 Prozent der Befragten verstehen unter sozialer Gerechtigkeit, dass soziale Gerechtigkeit eher herrscht, wenn für alle Bürger gleiche Startbedingungen und Chancen bestehen. Und ganze 21 Prozent der Befragten verstehen darunter vorrangig, dass es sozial gerecht wäre, wenn jeder Bürger bekäme, was er benötigt. „Die Ergebnisse zeigen, dass das Schlagwort soziale Gerechtigkeit im Grundsatz auf eine hohe Zustimmung bei den Wählern trifft“, erläutert Holger Geißler, Sprecher von YouGov Deutschland. „Allerdings macht unsere Umfrage deutlich, dass der Begriff bislang lediglich eine Worthülse darstellt, die aus Sicht der Bevölkerung ganz unterschiedlich interpretiert wird. Für die politische Diskussion müsste zunächst mal definiert werden, was damit genau gemeint ist“, meint Geißler.

Auffällig an den Ergebnissen ist, dass selbst innerhalb der SPD-Anhängerschaft jeder Fünfte den leistungsorientierten Ansatz von sozialer Gerechtigkeit befürwortet.

Die Ergebnisse der aktuellen YouGov-Umfrage können Sie hier herunterladen.

Zur Befragung:

YouGov befragte repräsentativ 2.107 Personen in Deutschland ab 18 Jahren zwischen dem 26.06.2017 und dem 28.06.2017 per Online-Fragebogen.

Bild: dpa