Bundesländer-Vergleich: Jede fünfte Erbschaft in Deutschland liegt künftig über einer Viertelmillion

YouGov
Juni 07, 2017, 8:47 vorm. GMT+0

In Bayern wird im Vergleich am häufigsten geerbt, in Hessen gibt es dagegen die meisten Großerben. Immobilien-Nachlässe nehmen zu und sind bald in jedem zweiten Erbe enthalten. Fast die Hälfte der Deutschen fühlt sich nicht ausreichend zu diesem Thema informiert.

Erbschaften werden zum Massenphänomen in Deutschland: Mehr als jeder dritte Erwachsene hat mindestens schon einmal geerbt (35 Prozent), bei den über 55-Jährigen sogar mehr als die Hälfte. Regionale Spitzenreiter sind die Bayern (38 Prozent), Schlusslichter die Bewohner von Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern (31 Prozent). Große Erbschaften gab es bisher am häufigsten in Hessen, wo jeder vierte Erbe mindestens 100.000 Euro vererbt bekam, gefolgt von den Bundesländern Bayern und Hamburg. Zukünftig werden Erbschaften in diesem Umfang in Deutschland aber immer wahrscheinlicher. Vier von zehn Deutschen, die selbst etwas vererben wollen, schätzen den Wert der Erbmasse auf mindestens 100.000 Euro, jeder fünfte sogar auf mehr als eine Viertelmillion Euro. Wesentlicher Grund dafür sind Immobilien, die künftig wahrscheinlich schon in mehr als jedem zweiten Erbe enthalten sein werden.

Das sind Ergebnisse einer bundesweiten, in allen 16 Bundesländern repräsentativen YouGov Studie im Auftrag der Quirin Privatbank. Auf Basis von 7.432 Online-Interviews wurde im April 2017 ermittelt, wie viele Erwachsene schon einmal geerbt haben, zukünftig ein Erbe erwarten oder selbst planen, ein Erbe zu vergeben. Die Themen Erben und Vererben werden in Deutschland immer wichtiger – damit steigen der Informationsbedarf der Menschen und die Anforderungen an die Berater nachhaltig.

Jeder Zweite will vererben – aber nicht nach starren Regeln

Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat vor, etwas zu vererben. Am häufigsten in Baden-Württemberg (55 Prozent), am seltensten in Sachsen (40 Prozent). Nur jeder achte Deutsche findet es dabei wichtig, die Verteilung einer Erbschaft zuvor mit allen Beteiligten zu besprechen. Die exakt gleichmäßige Verteilung unter den Erben hält die Hälfte der Deutschen für gerecht. Jeder Fünfte findet es aber auch gerecht, wenn Menschen, die es nötig haben, mehr bekommen als andere oder sogar alles.

Immobilien spielen wachsende Rolle, besonders in Ostdeutschland

Immobilen werden bei Erbschaften immer bedeutender. Bisher waren laut der Studie Häuser, Grundstücke oder Wohnungen bundesweit in jedem dritten Erbe (34 Prozent) enthalten – besonders häufig in Rheinland-Pfalz (46 Prozent), am seltensten in Sachsen (22 Prozent). Das dürfte sich künftig ändern: Jeder zweite Befragte, der eine Erbschaft vergeben will, also auch jeder zweite, der eine Erbschaft erwartet, geht davon aus, dass Immobilien zur Erbschaft gehören werden. „Auch in Ostdeutschland ist das so, obwohl es hier bisher viel seltener Immobilienerbschaften gab als im Westen“, weiß Karl Matthäus Schmidt. In der Vergangenheit, so die Erkenntnis der Quirin-Privatbank-Studie, haben bundesweit allerdings nur etwa ein Viertel der Erben die geerbte Immobilie selbst bezogen.

Teilweise große regionale Unterschiede und hoher Informationsbedarf

Bislang musste im Schnitt jeder siebte Erbe in Deutschland Erbschaftsteuern bezahlen. Im Saarland war das mit 20 Prozent doppelt so häufig der Fall wie in Sachsen-Anhalt mit nur 11 Prozent. Durch die hohe Eigenheimquote im Saarland erwarten die Menschen dort mit Abstand auch am häufigsten, eine Immobilie zu erben. Und tatsächlich haben die Saarländer bundesweit am häufigsten auch vor, eine Immobilie zu vererben. Auseinandersetzungen zwischen Erben gab es am häufigsten in Bremen. Mehr als jeder vierte Erbe in der Hansestadt berichtet von Streitfällen – deutlich mehr als im bundesdeutschen Schnitt (18 Prozent) und doppelt so häufig wie in Berlin oder Sachsen-Anhalt. Knapp die Hälfte aller Deutschen, gleichermaßen in West- wie in Ostdeutschland, fühlt sich beim Thema Erben und Vererben schließlich nicht ausreichend informiert. Der größte Beratungsbedarf wird bei den Themen Erbschaftsteuer, Testamente und Beurkundungspflichten gesehen. Sechs von zehn Befragten halten es für wichtig, dass Banken sie bei diesem Thema ausführlich informieren und unterstützen.

Klicken Sie hier, um die Kernergebnisse der Studie herunterzuladen.

Text: YouGov/Quirin Privatbank

Bild: dpa