Panama Papers: Mehrheit für Verbot von Briefkastenfirmen

April 09, 2016, 12:00 vorm. GMT+0

Die Mehrheit der Deutschen ist nicht überrascht von den Enthüllungen der "Panama Papers" - und nicht wenige haben sogar gewisses Verständnis.

Schon jetzt gelten die "Panama Papers" als eine der größten Enthüllungen aller Zeiten. Am vergangenen Wochenende hatten die Süddeutsche Zeitung und hunderte andere Medien im In- und Ausland enthüllt, wie reiche und mächtige Menschen mit Hilfe von Briefkastenfirmen mutmaßlich Steuern vermieden und Geld gewaschen haben. Berühmte Namen wie der von David Camerons Vater, einem Jugendfreund Vladimir Putins, diverser ehemaliger und heutiger Staatschefs sowie zahlreicher Manager kommen in den Enthüllungen vor. Die deutsche Bevölkerung scheint allerdings relativ gelassen zu reagieren. Im Gegensatz etwa zu Island gab es hierzulande bislang keine größeren Demonstrationen.

Ein Grund könnte sein, dass die meisten Deutschen wenig überrascht von den Enthüllungen sind - und viele sogar ein kleines bisschen Verständnis haben. Das zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage, in der die Mehrheit sich allerdings auch für ein Verbot solcher Briefkastenfirmen ausspricht.

Demnach sagt lediglich jeder Vierte Befragte (24 Prozent), der von den Panama Papers mitbekommen hat, die Enthüllungen hätten ihn überrascht, 73 Prozent geben sich weniger beeindruckt. Gleichzeit glauben drei von vier Befragten (73 Prozent), die Enthüllungen würden ohnehin keine langfristigen Folgen haben.

Dabei würden eine mögliche Folge - die von verschiedenen Seiten auch schon gefordert wurde - bei den Befragten eine Mehrheit hätte. Denn 59 Prozent von ihnen würden ein Verbot von Briefkastenfirmen befürworten, 33 Prozent währen dagegen. Diese Mehrheit gibt es überdies bei den Wählern aller im Bundestag vertretenen Parteien. 62 Prozent der Unions-Wähler wären für ein solches Verbot, 61 Prozent der Sozialdemokraten und sogar 72 Prozent der Anhänger der Linkspartei sowie 70 Prozent der Grünen-Wähler.

Bislang bewegen sich die Enthüllungen allerdings noch fast komplett im nicht-justiziablen Bereich. Schließlich gibt es ein Verbot von Briefkastenfirmen nicht. Und deshalb gibt es durchaus auch ein bisschen Verständnis für die Steuertricks. Denn dem Satz "So lange sich die Leute an bestehende Gesetze gehalten haben, ist es ihr gutes Recht, auch durch Tricks Steuern etc. zu vermeiden" stimmt immerhin die Hälfte der Befragten (50 Prozent) zu, etwas weniger (45 Prozent) sind anderer Meinung, 5 Prozent machen keine Angaben.

Dazu kommt: Die Hälfte der Deutschen findet es grundsätzlich moralisch akzeptabel, auf legalem Wege Steuern zu vermeiden. Und immerhin jeder Sechste (18 Prozent) sagt, er würde wahrscheinlich Steuern hinterziehen, wenn er die Möglichkeit hätte und die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, klein genug wäre.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1279 Personen im Zeitraum vom 5. bis 8. April 2016 repräsentativ befragt. Zu den Einzelheiten der "Panama Papers" wurden nur jene 1147 Personen (90%) befragt, die etwas von den Enthüllungen mitbekommen hatten.

Foto: Arnulfo Franco/AP/Press Association Images