Anne Frank – ein Mädchen das im Gedächtnis bleibt

Miriam FischleinMarketing Manager
August 01, 2019, 8:30 vorm. GMT+0

Am 4. August 2019 jährt sich der Jahrestag der Verhaftung von Anne Frank zum 75. Mal. Wie aktuelle YouGov-Zahlen zeigen, ist das berühmte Mädchen und ihr Tagebuch bei den Deutschen nicht in Vergessenheit geraten.

Auch heute wird noch an ein besonderes Mädchen erinnert, welches sich mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten versteckte. Ihre Erlebnisse und Gedanken hielt sie damals in einem Tagebuch fest, welches nach ihrem Tod im Jahre 1945 sehr bekannt wurde. Die Rede ist von Anneliese Marie Frank, besser bekannt als Anne Frank. Die überwältigende Mehrheit der Deutschen (86 Prozent) kennt sie, wenn auch 12 Prozent von ihnen lediglich der Name bekannt ist. Weitere neun Prozent geben an, Anne Frank gar nicht zu kennen, wie die Ergebnisse einer YouGov-Umfrage vom Juni 2019 zeigen.

Ein Drittel der Deutschen hat Anne Franks Tagebuch gelesen

,,Einmal wird dieser schreckliche Krieg doch aufhören, einmal werden wir auch wieder Menschen und nicht allein Juden sein.‘‘ Dies ist eines von vielen Zitaten aus dem berühmten Tagebuch des jüdischen Mädchens, welches ein knappes Viertel der Deutschen (24 Prozent) komplett gelesen hat und weitere 12 Prozent der Befragten, Teile davon. Über die Hälfte der Deutschen (53 Prozent) hat das Tagebuch zwar nicht gelesen, aber davon gehört, lediglich 9 Prozent kennen es gar nicht. Dies sind die Ergebnisse einer weiteren YouGov Umfrage vom Juli 2019.

Die Gedanken von Anne Frank scheinen dabei vor allem Frauen und ältere Personen zu interessieren. So gibt ein Drittel (33 Prozent) aller deutschen Frauen an, das Tagebuch komplett gelesen zu haben, im Gegensatz zu 15 Prozent der Männer. Außerdem hat mehr als die Hälfte (55 Prozent) der über 45-Jährigen das Buch komplett gelesen. Dahingegen kennen lediglich 8 Prozent der 18 bis 24-Jährigen und weitere 22 Prozent der 25 bis 34-Jährigen das Werk vollständig.

Die Hälfte der Deutschen möchte das Tagebuch als Pflichtlektüre in Schulen

Wir dürfen unsere Geschichte nicht vergessen, heißt es immer wieder. „Ohne Erinnerung gibt es weder Überwindung des Bösen noch Lehren für die Zukunft", sagte der damalige Bundespräsident Roman Herzog beim erstmaligen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus im Jahr 1996.

So ist über die Hälfte der Deutschen (52 Prozent) dafür, dass das Tagebuch der Anne Frank als Pflichtlektüre in den deutschen Lehrplan mit aufgenommen werden sollte, während ein Viertel der Befragten dagegen ist. Hier plädieren vor allem die Frauen (60 Prozent) im Gegensatz zu den Männern (44 Prozent) dafür. Außerdem lässt sich bei dieser Frage ein Ost/West Unterschied erkennen. Im Westen sprechen sich 51 Prozent der Befragten dafür aus, dass Anne Franks Tagebuch unbedingt Schulstoff sein sollte, im Osten sind es sogar 60 Prozent.

Das Tagebuch ist eher Stoff für Jugendliche

Als Anne Frank anfing ihr Tagebuch zu verfassen, war sie 13 Jahre alt. Wenn man ihre Einträge liest, hat man aber den Eindruck, die anregenden Worte entstammen einer erwachsenen Person. So denken auch die meisten Deutschen (44 Prozent), dass die Zeilen Anne Franks am ehesten von Jugendlichen im Alter von zwischen 15 und 19 Jahren gelesen werden sollten. Weitere 36 Prozent der Befragten halten die Altersspanne zwischen 10 und 14 Jahren für angemessen, um das Tagebuch zu lesen. Dem entgegen halten sechs Prozent die Tagebuch-Einträge des jüdischen Mädchens für keinen jugendfreien Inhalt und denken, dass Personen ab 20 Jahren im richtigen Alter sind, um das Buch zu lesen.

Über die Hälfte sieht das Gute in Menschen

Über den gesamten Zeitraum ihrer geschrieben Tagebuch-Einträge erkennt man, dass Anne Frank trotz ihres Schicksals stets an das Gute im Menschen geglaubt hat. Immerhin 58 Prozent der Befragten sind da der gleichen Meinung. Jedoch zeigen sich 30 Prozent der Deutschen durchaus pessimistischer und geben an, nicht an das Gute im Menschen zu glauben.

Auffällig hierbei ist, dass vorwiegend ältere Personen positiv über Menschen denken, denn 63 Prozent, die auf diese Frage eine positive Antwort gegeben haben, sind über 55 Jahre alt. Im Vergleich sind das lediglich 45 Prozent der 18 bis 24- Jährigen. Auch der Osten Deutschlands (63 Prozent) zeigt sich bei dieser Frage optimistischer als der Westen (57 Prozent).

Erneuter Völkermord auf deutschem Boden? Mehr als ein Viertel wäre nicht überrascht

In einem politisch recht stabilen und friedlichen Land wie Deutschland wäre die Mehrheit der Befragten (63 Prozent) überrascht, wenn heute ein erneuter Völkermord wie der Holocaust in Deutschland stattfinden würde. Erstaunlicherweise geben 29 Prozent an, dass ein erneuter Massenmord von bestimmten Völkergruppen sie nicht überraschen würde.

Es sind vor allem Männer (68 Prozent), die nicht mit wiederholten derartigen Grausamkeiten in Deutschland rechnen. Bei den Frauen sind es 58 Prozent, aber ein Drittel (33 Prozent) von Ihnen gibt an, dass ein erneuter Völkermord in Deutschland sie keineswegs überraschen würde, vs. nur einem Viertel der Männer (25 Prozent).

Weiterhin lassen sich Unterschiede zwischen den Altersgruppen ausmachen. So sind es hierbei knapp über die Hälfte (54 Prozent) der 18 bis 24-Jährigen, welche nicht mit einem erneuten Völkermord rechnen würden. Im Vergleich dazu sind es 67 Prozent der über 55-Jährigen, die stärker an die Stabilität und Sicherheit der deutschen Nation glauben und überrascht wären von einem wiederholten Völkermord.

Die Ergebnisse beruhen auf zwei bevölkerungsrepräsentativen Befragungen von dem 12. Juni 2019 (1.532 Befragte) und dem 10.-12. Juli 2019 (2.044 Befragte).

Bild: dpa