Mehrheit der Deutschen sieht im Handelskrieg zwischen USA und China nur Verlierer

Lisa InhoffenMarketing Manager
August 03, 2018, 2:46 nachm. GMT+0

Eine aktuelle Europa-Umfrage zeigt, dass die Deutschen sich im Vergleich am meisten vor den Folgen eines ausartenden Handelskrieges fürchten. Auch nicht förderlich für eine Drohkulisse ist die Einschätzung der Deutschen, dass die wichtigen Handelspartner Deutschlands die unberechenbarsten Regierungen haben.

Es droht eine neue Eskalationsstufe im Handelsstreit zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump hat seinen Handelsbeauftragen Robert Lighthizer beauftragt, eine geplante Erhöhung der Strafzölle auf Waren aus China von 10 auf 25 Prozent zu überprüfen. Die USA erhoffen sich dadurch, die chinesische Regierung zu einem Wechsel ihrer Politik zu bewegen und fairere Handelsbedingungen zu schaffen. China kommentiert diese Aktion als „Erpressung“ und fordert die USA auf, „vernünftig zu sein“.

Zwar haben sich die Beziehungen zwischen den USA und der EU nach der Einigung von Trump und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker beruhigt, doch eine Verschärfung des Konfliktes zwischen den zwei wichtigen Handelsnationen USA und China hätte Konsequenzen für die gesamte Weltwirtschaft. Insbesondere die Export-Nation Deutschland würde nach Prognosen wirtschaftlich unter einer Verschärfung der Handelsauseinandersetzungen leiden. Das sieht auch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung so, die nur Verlierer in einem Handelskrieg sieht. Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt, wie der Handelskrieg in fünf europäischen Ländern wahrgenommen wird. Dazu wurden insgesamt 6.713 Bürger in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Dänemark und Schweden befragt.

Europäer sind sich einig, dass EU am unwahrscheinlichsten vom Handelskrieg profitieren würde

Die Einschätzungen der befragten Europäer, wer von einem möglichen Handelskrieg am ehesten profitieren würde, sind sich teilweise ähnlich. So glauben die Befragter aller Länder am wenigsten daran, dass die EU Profiteur weiterer Eskalationen wäre. Während sich in Großbritannien, Frankreich, Dänemark und Schweden die Bürger eher uneinig sind, wer etwas von einem Handelsstreit hätte oder nicht hätte, ist dies bei den Deutschen anders. 46 Prozent sind der Meinung, dass es im Handelsstreit nur Verlierer gäbe. Im Vergleich sehen das in Großbritannien (26 Prozent), Frankreich (19 Prozent), Dänemark (28 Prozent) und Schweden (24 Prozent) die Befragten weniger kritisch.

Unberechenbarkeit von Chinas und Amerikas Regierungen fördert Drohkulisse

Die deutsche Wirtschaft warnt eindringlich vor den folgenden eines weiter eskalierenden Streits für Deutschland. Das spiegelt sich auch in der Umfrage wieder. Für die Deutschen ist in der Wahrnehmung China (77 Prozent) unter den abgefragten Ländern der wichtigste Handelspartner für Deutschland. Fast ebenso viel Bedeutung messen die Befragten den USA bei (73 Prozent). Und wenn diese beiden Länder weiterhin Konflikte haben und somit beide wirtschaftlich darunter leiden, kann dies auch Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben. Diese Drohkulisse wird durch den Eindruck der Befragten angefacht, dass sie die Regierungen der beiden Länder nicht gerade für berechenbar halten.

Frankreich für Deutsche der zuverlässigste Handelspartner

Besonders die US-Regierung unter Trump wird von 74 Prozent als unberechenbar eingestuft, noch vor Russland und weiteren abgefragten Ländern. Von der chinesischen Regierung denkt knapp die Hälfte (48 Prozent), dass deren Schritte schwer vorauszusehen sind. Doch auch EU-intern bröckelt das Vertrauen. Zwar sehen die Deutschen Großbritannien als einen wichtigen Handelspartner (67 Prozent) ihres Landes, jedoch schätzt auch hier die Hälfte (48 Prozent) dessen Regierung als eher wenig kalkulierbar an. Als starker und zuverlässiger Partner sticht Frankreich heraus. Dieses steht auf Platz zwei der wichtigsten Handelspartner (76 Prozent) und wird nur von 16 Prozent als unberechenbar eingestuft.

Insgesamt ist das Vertrauen in die Regierungsverlässlichkeit der wichtigsten Handelspartner Deutschlands nur gering ausgeprägt. Eine Einschätzung, die den Deutschen eine optimistischere Einschätzung der deutschen bzw. globalen Wirtschaftsentwicklung erschwert.

Für den aktuellen YouGov Eurotrack wurden insgesamt 6713 Personen vom 19.-26.07.2018 repräsentativ befragt: In Deutschland wurde die Befragung auf Basis des YouGov Omnibus durchgeführt.