Tabuthemen im Gesundheitsbereich: Betroffene wollen klare Lösungen und keine heile Werbewelt

Nikolas BuckstegenBis Mai 2018 Manager Marketing bei YouGov.
August 02, 2017, 7:56 vorm. GMT+0

Ob Blähungen, Hämorrhoiden oder Inkontinenz – Schamgefühle verhindern oft Linderung

Köln, 02.08.2017. Mehr als jeder Zweite in Deutschland leidet unter Blähungen, Verstopfung, Haarausfall, Herpes, Hämorrhoiden, Fußpilz, Inkontinenz, Impotenz oder Angstzuständen/Nervosität. Bei jedem Dritten bleiben diese Beschwerden unbehandelt, weil sich die Betroffenen häufig schämen und sich davor scheuen, bei ersten Anzeichen in der Apotheke, beim Arzt oder Freunden und Familie um Rat zu fragen. Dadurch wird auch eine Vielzahl von rezeptfrei erhältlichen Produkten nicht verkauft. Wie Pharmaunternehmen dieses ungenutzte Potenzial für sich nutzen können, zeigt die Studie „Tabuthemen im Gesundheitsbereich“ des internationalen Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov.

„Je nach Indikation werden die Potenziale für den Verkauf von Präparaten nicht ausgeschöpft“, sagt Markus Braun, Head of Business Unit Reports bei YouGov. Das zeigt ein Vergleich zwischen Fußpilz und Impotenz: Während 30 Prozent der von Fußpilz Betroffenen ein Gespräch darüber unangenehm finden und 25 Prozent keine Medikamente bzw. Hilfsmittel kaufen, liegen diese Quoten bei Impotenz mit 56 bzw. 50 Prozent deutlich höher.

Erschwerend kommt für Betroffene hinzu, dass in der Werbung und Kommunikation oft eine „heile“ Welt dargestellt und Beschwerden nicht klar genug beim Namen genannt werden. Das führt nicht selten dazu, dass Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen sich nicht angesprochen fühlen. Weil ihnen die Situation bzw. Gespräche über Beschwerden/Symptome unangenehm oder peinlich sind, flüchten sich viele in die anonyme Welt des Internets und informieren sich dort.

An einen Arzt oder Facharzt wenden sich der Studie zufolge 55 Prozent der Befragten. Nur acht Prozent kontaktieren Freunde oder Bekannte. Online-Kanäle (32 Prozent) werden fast ebenso häufig befragt wie die Apotheke vor Ort (34 Prozent). Für Apotheken kann dies bedeuten, dass sie mit dem Wissen ihrer Fachleute eine persönliche Beratung im Internet anbieten – und zugleich im stationären Einzelhandel eine Beratung oder ein Kauf von Medikamenten und Hilfsmitteln in diskreter Atmosphäre möglich machen. Beim direkten Gespräch muss es vor allem darum gehen, Hemmnisse beim Betroffenen zu lösen.

60 Prozent der Befragten würden es befürworten, wenn Werbung nicht um den heißen Brei herumredet, sondern Patienten bei ihrem „Schmerz“ oder ihren Beschwerden ganz konkret ansprechen. Unterhaltsam gestaltete Werbung ist den Betroffenen weniger wichtig, wie die Studie weiter belegt. „Nehmen Sie Patienten an die Hand und bieten Sie gezielte Lösungen an“, sagt Braun an die Adresse der Kommunikationsabteilungen von Pharmaherstellern.

Der YouGov-Report zeigt auch, dass diejenigen, die es unangenehm finden, Produkte gegen tabuisierte Beschwerden zu kaufen, ihren Gesundheitszustand eher als mittelmäßig oder schlecht bezeichnen. Zudem greifen sie gut doppelt so häufig auf die Marken WICK oder Grippostad zurück, wie die Vergleichsgruppe.

Für die Studie wurde auf die 100.000 Variable umfassende YouGov-Datenbank zugegriffen, für die im Jahresverlauf 70.000 Deutsche kontinuierlich repräsentativ befragt werden. Die intelligente Vernetzung der Daten ermöglicht eine besonders detaillierte Analyse des Konsumentenverhaltens. Kombiniert wurde die Analyse mit einer zusätzlichen bevölkerungsrepräsentativen Befragung von 2.058 Personen, die vom 08.06.2017 bis 16.06.2017 durchgeführt wurde.

Der vollständige Report kann kostenfrei unter der Angabe von Kontaktdaten hier heruntergeladen werden.

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