42% der Frauen meiden an Silvester öffentliche Räume

Dezember 30, 2016, 12:44 nachm. GMT+0

Die Deutschen denken Übergriffe wie zur Silvesternacht 15/16 könnten sich wiederholen und sind sich unsicher ob die Polizei gut genug vorbereitet ist. Viele Frauen werden an Silvester öffentliche Räume meiden.

Wochen und monatelang beherrschten die Vorgänge in der Kölner Silvesternacht 2016/2016 die Talkshows der Republik. Mehr als 1000 Anzeigen waren wegen Diebstahl, sexueller Belästigung und auch Vergewaltigung bei der Kölner Polizei eingegangen, nachdem Gruppen junger Männer, viele von ihnen Nordafrikaner, Frauen begrapscht hatten. Vor wenigen Tagen hat die Kölner Polizei ihr Sicherheitskonzept für die Silvesternacht 2016/2017 vorgestellt. Der Kölner Polizeipräsident gab den Bürgern der Stadt eine Sicherheitsgarantie.

Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt, dass es bei den Deutschen viel Unsicherheit gibt – sowohl ob die Ereignisse sich wiederholen könnten, als auch ob die Polizei gut genug vorbereitet ist und dass viele Frauen den öffentlichen Raum an Silvester meiden wollen.

58 Prozent denken insgesamt die Geschehnisse der Silvesternacht 2015/2016 werden sich dieses Silvester wiederholen, 31 Prozent denken das nicht. Doch die Deutschen sind sich in dieser Frage unsicher und wählen häufiger die „eher“ Antwortmöglichkeiten. Und es gibt signifikante Geschlechterunterschiede, mehr Männer denken das wird eher nicht der Fall sein, mehr Frauen als Männer können sich das eher schon vorstellen.

Unsicher sind sich die Deutschen auch, ob die Polizei die Lage im Griff hat. Insgesamt denken 44 Prozent der Deutschen in diesem Zusammenhang, dass die Polizei nicht gut auf die diesjährige Silvesternacht genug vorbereitet ist. 48 Prozent sagen die Polizei ist gut genug vorbereitet. In der Frage gibt es keine Geschlechterunterschiede.

Deutliche Geschlechterunterschiede gibt es hingegen in der allgemeineren Frage, ob die Deutschen in der Silvesternacht den öffentlichen Raum aus Sicherheitsbedenken meiden werden.

50 Prozent der Befragten werden den öffentlichen Raum aufgrund von Sicherheitsbedenken an Silvester meiden. 43 Prozent werden das nicht tun. Die Hälfte der Männer (50 Prozent), aber nur etwas mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Frauen geben an, sich auch an Silvester an öffentlichen Plätzen aufhalten zu wollen – ein signifikanter Unterschied. 41 Prozent der Frauen, aber nur 25 Prozent der Männer geben an in der Silvesternacht den öffentlichen Raum meiden zu wollen.

Die Umfragedaten zeigen ein „Meideverhalten“ – so nennen Kriminologen die Tendenz als unsicher wahrgenommene Orte zu meiden - bei vielen Befragten.

Ein naheliegender Grund dafür ist die kollektive Erinnerung an die Übergriffe der Kölner Silvesternacht 2015/2016. Doch andere Faktoren wie die – ebenfalls bei Frauen häufiger verbreitete - Angst vor Böllern, oder Terror-Angst nach dem Anschlag von Berlin, könnten ebenso eine Rolle spielen, denn die Fragestellung ist allgemein gehalten. Auch wenn die Gründe weniger klar sind, zeigen die Umfragedaten eine relative „Maskulinisierung des öffentlichen Raumes“ (Armin Nassehi) an Silvester.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1019 Personen im Zeitraum vom 23. bis 27. Dezember 2016 repräsentativ befragt.

Foto: Martin Meissner/AP/Press Association Images