3,2 Millionen potentielle Anträge: Waffenschein-Boom könnte weitergehen

Dezember 06, 2016, 3:28 nachm. GMT+0

Vier Prozent der Deutschen wollen sich in den nächsten sechs Monaten einen kleinen Waffenschein zulegen.

Angesichts – gefühlt oder real – steigender Kriminalität boomt die Nachfrage nach dem kleinen Waffenschein. Einen Anstieg von 65 Prozent auf 450.000 kleine Waffenscheine im Vergleich zu 2015 meldete das Innenministerium Ende November. Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt nun: Für die große Mehrheit der Deutschen ist eine Selbstbewaffnung kein Thema, trotzdem dürfte der Boom bei Beantragung von Waffenscheinen weitergehen.

Besitzer des Waffenscheins dürfen Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen verdeckt mit sich führen - und im Notfall damit schießen.

Sieben von zehn Befragten sagen, sie haben noch nicht darüber nachgedacht, sich einen kleinen Waffenschein zuzulegen. Doch Immerhin 25 Prozent der Deutschen haben schon einmal über die Voraussetzung für die Selbstbewaffnung nachgedacht.

Hochgerechnet auf die deutsche Bevölkerung sind das 20,5 Millionen Menschen, die zumindest schon darüber nachgedacht haben, sich zu ihrem Schutz zu bewaffnen. Übrigens haben das mehr Männer als Frauen schon einmal getan (30 zu 21 Prozent).

Besonders nach den Vorfällen in der Silvesternacht 2015/2016 vor dem Kölner Hauptbahnhof war es zu einem Anstieg der Anträge auf den kleinen Waffenschein gekommen. Unsere Zahlen zeigen: Das könnte noch nicht das Ende dieses Trends sein.

Von denen, die schon einmal über den Waffenschein nachgedacht haben, wollen nur 16 Prozent die Waffenbesitzerlaubnis in den nächsten sechs Monaten auch wirklich „konkret“ erwerben. Das wären 4 Prozent aller Befragten und hochgerechnet auf die Bevölkerung sind das 3,2 Millionen Bürger.

Zumindest potenziell, wenn alle ihre Absichten in die Tat umsetzen können und nicht etwa wegen Unzuverlässigkeit daran gehindert werden oder etwa aufgrund einfacher Organisationsschwierigkeiten im Alltag den Vorsatz nicht umsetzen. Doch es könnten noch mehr werden. Denn 54 Prozent sagen in dieser Gruppe „vielleicht“, offenbar gibt es also auch große Unentschlossenheit bei denen, die über einen Waffenschein nachgedacht haben.

Insgesamt denkt etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Deutschen nicht, dass es nötig ist, mit einer waffenscheinpflichtigen Waffe bewaffnet zu sein und beantwortet die Frage mit „Nein“. Und nur 14 Prozent denken das Gegenteil, doch ein Viertel der Deutschen (26 Prozent) zeigt sich unsicher. Bei den Nein-Sagern unterscheidet sich das Antwortverhalten nicht zwischen Männern und Frauen, doch mehr Männer als Frauen denken eine waffenscheinpflichtige Waffe sei nötig (17 zu 12 Prozent). Dafür sagen etwas mehr Frauen das sei „vielleicht“ nötig (28 zu 24 Prozent).

Die Gewerkschaft der Polizei und Experten weisen dabei übrigens immer wieder darauf hin, dass ein Waffenschein nur eine „Scheinsicherheit“ bedeutet. Laien sind oft nicht an der Waffe ausgebildet. Zudem können Waffen eine Situation eskalieren, auch Polizisten können etwa nicht immer nach dem kleinen Waffenschein zulässige Schreckschuss-Pistolen von scharfen Waffen unterscheiden.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1002 Personen im Zeitraum vom 29. November bis 02. Dezember 2016 repräsentativ befragt.

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