Eine YouGov-Umfrage für das Handelsblatt zeigt, dass nur in einem G20-Staat Donald Trump der beliebteste US-Präsidentschafts-Kandidat ist: Russland.
Eine YouGov-Umfrage im Auftrag des Handelsblatt, für die mehr als 20.000 Personen in allen G20-Staaten befragt wurden, zeigt, dass nur in Russland Donald Trump beliebter ist als Hillary Clinton. Und zwar mit deutlichem Abstand: So führt Trump in Russland mit mehr als 21 Prozentpunkten vor Hillary Clinton. Allerdings hat diese in 15 anderen Ländern mehr als 21 Prozentpunkte vor Trump.
Wenig überraschend ist dabi, dass Clintons Vorsprung am größten in Mexiko ist - dem Land, an dessen Grenze mit den USA ein Präsident Trump eine Mauer bauen würde, für die Mexiko nach seinem Willen auch noch zahlt. Insgesamt 54 Prozentpunkte liegt Clinton hier vor Trump. Den kleinsten Vorsprung vor ihrem parteiinternen Konkurrenten Bernie Sanders hat Hillary Clinton übrigens in Kanada - aber auch dort führt sie mit 17 Prozentpunkten.
Die Daten geben dabei auch einen seltenen Einblick in das Leben der Russen. Insgesamt 79 Prozent von ihnen sind mit ihrer wirtschaftlichen Situation unzufrieden - mehr sind es nur in Südkorea.
Deutschland ist übrigens eines von drei Ländern, in denen eine Mehrheit (54 Prozent) sagt, dass sie mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden sind.
Für die wirtschaftliche Situation in Russland scheint allerdings nicht Präsident Vladimir Putin verantwortlich gemacht zu werden. Denn nach dem "'vertrauenswürdigsten' Führungskräften" gefragt, nennen drei von vier Russen ihren Präsidenten. Der Dalai Lama kommt bei der Frage, bei der auch Mehrfachantworten möglich waren, mit 22 Prozent auf den zweiten Platz. Und: Bei einer Wahl zum Führer einer "Weltregierung" würden 66 Prozent der Russen Putin wählen. Das sind mehr Stimmen, als in irgendeinem anderen Land für den eigenen Regierungschef abgegeben wurden. Zum Vergleich: Angela Merkel zur Weltpräsidentin wählen würden nur 15 Prozent der Deutschen - und 21 Prozent der Brasilianer.
Dazu kommt: Russland gehört zu den wenigen G20-Ländern, in denen mehr Menschen erwarten, dass die eigenen Kinder es einmal besser haben werden als schlechter. Zum einen hängt dieser Optimismus durchaus mit der schlechten aktuellen Lage zusammen - in reichen, zufriedenen Ländern sind die Menschen eher pessimistisch. Der Optimismus könnte aber auch auf ein Vertrauen in die politische Führung basieren.
Die Befragung wurde vom 19. Januar bis 23. Februar 2016 von YouGov im Auftrag des Handelsblatts in den G20-Staaten durchgeführt. Dazu zählen Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Südkorea, Mexiko, Russland, Saudi Arabien, Südafrika, Spanien, Türkei, Großbritannien und die Vereinigten Staaten. Zusammen stellen die G20-Staaten zwei Drittel der Weltbevölkerung und erwirtschaften rund 85% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP). Ziel der Studie war es, herauszufinden, was die Bewohner der weltweit größten Industrie- und Schwellenländer über die aktuelle wirtschaftliche und politische Situation in der Welt und ihre Führungspersönlichkeiten denken und wo sie die größten Probleme und den größten Handlungsbedarf sehen. Befragte in jedem Land wurden nach Geschlecht, Alter und geographischem Ort ausgesucht, um ausgewogene Resultate zu erzielen. Die individuellen nationalen Studien haben eine statistische Fehlermarge von 5% mit einer Abweichung von +/- 2-3%. Die gesamte Studie mit rund 20.000 Befragten hat eine Fehlermarge von 5% mit einer Abweichung von +/- 0.5 %.
Alle Ergebnisse der Studie im Detail werden im Rahmen einer Handelsblatt-Serie veröffentlicht, die am Dienstag, 29. März 2016 startete. Mehr beim Handelsblatt, wo es auch ein 108-seitiges Dossier zum Download gibt.