Zum ersten Mal seit November 2014 wollen wieder mehr Briten die EU verlassen als Mitglied bleiben.
Der Wahlkampf läuft, obwohl noch nicht einmal ein Termin feststeht. Doch Großbritannien ist in der Frage, ob das Vereinigte Königreich Teil der EU bleiben soll oder nicht, tief gespalten.
Nachdem Monatelang die „Brexit“-Gegner in YouGov-Umfragen vorne gelegen hatten – im Juni, als das vorerst letzte Mal gefragt wurde, sogar deutlich - hat sich die Stimmung nun verschoben. Mitte des Monats lagen die Befürworter zwei Prozentpunkte vorne. 38 Prozent würden nun für einen Verbleib in der EU stimmen, 40 Prozent dagegen.
Woran der Stimmungswandel liegt, ist schwer zu sagen. Ein Grund könnte die Flüchtlingssituation sein. Bislang hat das Vereinigte Königreich sehr wenige Flüchtlinge aufgenommen – mittlerweile aber zumindest vorsichtig angedeutet, dass sich das bald ändern könnte.
Jahrelang hatte in der Frage die Anti-EU-Seite geführt. Bis kurz vor der Europawahl 2014 waren fast durchgängig mehr Briten für einen Austritt aus der EU als dagegen. Erst mit der erhöhten Berichterstattung und dem Versprechen einer Volksabstimmung änderte sich die Stimmung.
Zu beachten ist, dass die Frageformulierung mehrfach geändert wurde. Zuletzt wurden – aufgrund eines entsprechenden Vorschlages der Wahlkommission – die Antwortmöglichkeiten angepasst. Sie lauten jetzt nicht mehr „Ja“ und „Nein“, sondern „In der EU bleiben“ und „Die EU verlassen“. Dies soll für Fairness sorgen und dem Pro-EU-Lager keinen „Optimismus-Vorteil“ geben.
Allerdings ist der Stimmungswandel auch in unserer monatlichen Eurotrack-Umfrage zu beobachten. Dort wird seit 2012 die gleiche Frageformulierung benutzt. Und während im Juli noch die Brexit-Gegner mit 8 Prozentpunkten vorne lagen, führten im September die Befürworter eines Ausscheidens mit 3 Prozentpunkten.
Im Rahmen des Eurotrack wird die Frage übrigens auch in Deutschland gestellt. Hierzulande würde gut jeder Vierte (28 Prozent) für einen „Dexit“, also ein Ausscheiden Deutschlands aus der EU stimmen. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) ist für einen Verbleib. Und auch einen Brexit würde mehr als die Hälfte der Deutschen ablehnen, wie eine YouGov-Umfrage im Juni ergab.
In Großbritannien wurden zuletzt insgesamt 11.171 Personen zwischen dem 10. Und 17. September befragt. Im Rahmen des YouGov Eurotrack wurden insgesamt 9324 Personen in Großbritannien, Deutschland Frankreich, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen zwischen dem 17. und 22. September 2015 befragt. In Deutschland fand die Befragung von 2007 Personen auf Basis des YouGov Omnibus statt.
Foto: PA Bild
Die vollständigen Umfrageergebnisse finden Sie bei YouGov UK.