Viele Menschen in Nordeuropa haben ein negatives Bild von Roma und Muslimen. Dabei erscheinen die Deutschen noch verhältnismäßig tolerant.
Die Demonstranten sind zwar deutlich weniger geworden, doch noch immer gehen in Dresden und anderswo regelmäßig Menschen auf die Straße, um gegen eine vermeintliche „Islamisierung“ Europas zu demonstrieren. Die Pegida-Kandidatin Tatjana Festerling erreichte bei der Oberbürgermeister-Wahl in Dresden sogar etwa zehn Prozent der Stimmen. Gleichzeitig bewegt sich die Zahl der Juden, die von Frankreich aus nach Israel auswandern, auf Rekordniveau – nicht erst seit den Terroranschlägen im Januar. Und Studien haben immer wieder gezeigt, dass Antiziganismus – Vorurteile gegen Roma – weitverbreitet ist.
Eine aktuelle Umfrage im Rahmen des YouGov Eurotrackers zeigt nun, dass sich die Vorbehalte gegenüber unterschiedlichen Minderheiten in sieben nordeuropäischen Ländern stark unterscheiden. Während in Frankreich viele Minderheiten besonders häufig ein negatives Image haben, sind die Deutschen insgesamt toleranter - und zwar gegenüber allen untersuchten Minderheiten. Noch weniger Vorbehalte haben insgesamt nur die Schweden.
In allen untersuchten Ländern sind Roma und Muslime die Gruppen, gegen die am häufigsten Vorbehalte geäußert werden. So gaben in Dänemark fast drei von vier Befragten (72 Prozent) an, ein negatives Bild von Roma zu haben, 45 Prozent haben ein negatives Bild von Muslimen. Aber auch Franzosen (Roma: 55 Prozent, Muslime: 40 Prozent) und Briten (Roma: 58 Prozent, Muslime: 40 Prozent) haben deutlich häufiger Vorbehalte gegenüber diesen Minderheiten als Deutsche (Roma: 42 Prozent, Muslime: 36 Prozent).
Die Dänen scheinen insgesamt intoleranter zu sein als die Menschen in den anderen untersuchten Ländern. Homosexuellen gegenüber haben dort allerdings nur 7 Prozent der Befragten Vorbehalte – deutlich weniger als zum Beispiel in Frankreich (14) und Deutschland (12 Prozent).
Für den aktuellen YouGov Eurotracker wurden insgesamt 7230 Personen vom 20. bis 27. Mai 2015 repräsentativ befragt: 1667 Briten, 1016 Deutsche, 1004 Franzosen, 1009 Dänen, 1010 Schweden, 970 Finnen und 554 Norweger. In Deutschland wurde die Befragung im Rahmen des YouGov Omnibus durchgeführt.
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