Ostsee statt Mittelmeer – andere Urlaubsziele bedeuten, dass die Deutschen andere Buchungsplattformen wählen. Die angeschlagene TUI, die gerade Spanien-Reisen absagt, bekommt von den Verbrauchern aber positive Signale.
Die Reisebranche ist hart von Corona betroffen. Aber nach Lockdown und Kontaktsperren müssen viele auch einfach mal raus. Warum das klassischen Reiseanbietern nur bedingt hilft und wer stattdessen profitiert, zeigen Daten aus unseren täglichen Umfragen für den YouGov-Markenmonitor BrandIndex. Darin zeichnet sich auch ab, ob die als zu optimistisch kritisierten Prognosen des TUI-Konzerns realistisch sind oder nicht.
Die meisten Reiseanbieter verbuchen dieses Jahr nicht nur bei ihrem Geschäft, sondern auch bei ihrem Image im Vergleich zum Vorjahreszeitraum signifikante Verluste. Mit am stärksten vom Imageverlust betroffen sind Trivago, L‘Tur und Alltours. Auch TUIfly verliert an Ansehen, aber vor allem TUI muss um die Gunst der Kunden bangen. Für den BrandIndex fragen wir täglich eine repräsentative Auswahl von Verbrauchern nach ihrem Eindruck zu verschiedenen Aspekten von Marken.
Jeder Vierte würde bei TUI buchen
TUI hat vergangene Woche erschreckende Zahlen vorgelegt, unter anderem einen Umsatzrückgang von 98,5 Prozent im zweiten Quartal. Vom Staat gab es unterdessen neue Zusagen über Milliardenhilfen. Diese sind natürlich nur sinnvoll, wenn sich der Trend umkehrt und die Deutschen wieder bei TUI buchen. Konzernchef Fritz Joussen gibt sich optimistisch – und laut BrandIndex hat er auch Grund dazu. „Würden Sie TUI in Betracht ziehen, wenn Sie das nächste Mal eine Reise buchen“, fragen wir, und 24 Prozent der Verbraucher antworten aktuell mit: „Ja“. Vor einem Jahr lag dieser Wert nur um einen Prozentpunkt höher. Auch TUIfly kann schon wieder an Vorjahreswerte anknüpfen.
Das Interesse daran mit TUI zu buchen ist nicht nur hypothetisch. Tatsächlich haben in den vergangenen vier Wochen bis zu acht Prozent der Deutschen angegeben, innerhalb der letzten zwölf Monate bei TUI gebucht zu haben – das wäre auch in einem normalen Urlaubsjahr ein guter Wert für TUI.
FeWo-direkt sammelt Pluspunkte
Doch die Pandemie hat auch manche Wettbewerber gestärkt. So zeigen BrandIndex-Daten, dass aktuell deutlich mehr Menschen als vor einem Jahr angeben, Positives über FeWo-direkt gehört zu haben. Das Ferienwohnungs-Buchungsportal sorgt häufiger für Gesprächsstoff als etwa das Hotelbuchungsportal HRS. Und im Vergleich zu AirBnB, wo ebenfalls Privatunterkünfte vermittelt werden, bewerten FeWo-direkt-Kunden die Qualität ihres Anbieters als höher und würden auch häufiger den nächsten Urlaub wieder dort buchen. Allerdings listet auch Booking.com viele Ferienwohnungen und wer dort gebucht hat, zeigt im Durchschnitt eine noch etwas höhere Zufriedenheit mit dem Anbieter. FeWo-direkt und Booking.com sind unter den rund 50 im BrandIndex erfassten Marken aus der Reisebranche die einzigen, die während der Pandemie ihr Image im Vergleich zum Vorjahr signifikant verbessern konnten.
Während TUI noch vor Kurzem mit Negativschlagzeilen in den Köpfen der Verbraucher präsent war und sich sorgen um sein Markenimage machen musste, scheint sich indes auch dieses Blatt wieder zu wenden. Trotz der besorgniserregenden Finanzlage sagen aktuell immer weniger Verbraucher, dass sie zuletzt negative Nachrichten über das Unternehmen wahrgenommen haben. Mittelfristig dürfte sich deshalb auch das Image der Marke wieder erholen.
So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.