Rekruten-Werbung: Minderjährige, EU-Ausländer, Flüchtlinge in der Bundeswehr?

Dezember 12, 2016, 5:46 nachm. GMT+0

Aktive und ehemalige Soldaten sehen manche Maßnahmen anders als die, die nicht gedient haben. Junge Deutsche können sich EU-Ausländer in der Bundeswehr vorstellen.

Nach dem Wegfall der Wehrpflicht sucht die Bundeswehr nach Rekruten. Denn derzeit verfehlt die Bundeswehr ihre Rekrutierungsziele. Im „Weißbuch“ zur Zukunft der Bundeswehr wird deswegen unter anderem vorgeschlagen, EU-Ausländern den Dienst in der Bundeswehr zu ermöglichen. Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt, was die Deutschen von dieser und anderen Maßnahmen zur Werbung neuer Rekruten halten.

Bereits seit längerem ermöglicht die Bundeswehr auch Jugendlichen, die noch nicht volljährig sind, die Ausbildung bei der Bundeswehr. Etwa 1000 junge Deutsche im Alter von 17 Jahren machen jedes Jahr von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Doch die Deutschen sind in dieser Frage gespalten. Bei denen, die als Wehrdienstleistende oder Soldaten bei der Bundeswehr waren oder es noch sind, spricht sich eine Mehrheit von 52 zu 43 Prozent dafür aus. Bei denen die nicht gedient haben ist eine knappe Mehrheit dagegen (47 zu 45 Prozent).

Doch offenbar reicht diese Maßnahme nicht aus. Insgesamt verfehlt die Bundeswehr aktuell mit der Rekrutierung von 167.000 Zeit- und Berufssoldaten ihr Ziel von 170.000 Soldatinnen. Die Bundesregierung hat deswegen vorgeschlagen, auch EU-Ausländern den Dienst in der Bundeswehr zu ermöglichen. Das jedoch lehnen sowohl die ab die nicht gedient haben (45 Prozent), als auch die, die bei der Bundeswehr waren oder es noch sind. Doch auch hier sind die Mehrheiten nicht übergroß. In der ersten Gruppe geben das 45 Prozent der Befragten an, in der zweiten 48 Prozent.

Zur Idee, demnächst Spanier, Griechen oder Polen zu ermöglichen Teil der Bundeswehr zu werden, gibt es interessanterweise mehr Zustimmung unter denen die gedient haben. 46 Prozent der ehemaligen oder aktuellen Bundeswehrangehörigen können sich vorstellen Verstärkung aus dem europäischen Ausland in die eigene Truppe aufzunehmen. In der Bevölkerung die nicht gedient hat sind das nur 41 Prozent.

Eine weitere Maßnahme wäre es Asylbewerbern den Dienst in der Bundeswehr zu ermöglichen. Zumindest in zivilen Bereichen bildet die Bundeswehr bereits Flüchtlinge aus, der Reservistenverband hat vorgeschlagen Asylbewerbern den Bundesfreiwilligendienst zu ermöglichen. Doch ein Dienst als Soldat? Das lehnen sowohl die, die nicht gedient haben, als auch Bundeswehrangehörige deutlich ab. 66 Prozent sind es in der ersten Gruppe, bei den ehemaligen oder aktuellen Soldaten sprechen sich sogar drei Viertel (73 Prozent) gegen die Idee aus. Und nur 21 bzw. 22 Prozent stimmen der Idee zu. In allen Altersgruppen gibt es eine Mehrheit gegen den Einsatz von Geflüchteten in der Bundeswehr.

Doch bei den jungen Deutschen zwischen 18 und 29 Jahren ist die Unterstützung für die Idee signifikant höher. Ein Drittel der Befragten (33 Prozent) kann in dieser Gruppe der Idee etwas abgewinnen, in der Generation 60+ sind es nur 18 Prozent.

Ob EU-Ausländer und Flüchtling – nicht-deutschen Soldaten nach langjährigem Dienst die deutsche Staatsbürgerschaft, die Staatsbürgerschaft zu verleihen, ist eine Idee die ebenfalls eine Mehrheit der Deutschen ablehnt. In der französischen Fremdenlegion etwa ist das möglich.

Doch die Ablehnung zur Maßnahme ist weniger groß als die von Geflüchteten in der Bundeswehr. Und: Unter Soldaten findet sich größere Zustimmung zur Idee, aber auch größere Ablehnung. 43 Prozent der Soldaten, aber nur 38 Prozent der Befragten, die nicht bei der Bundeswehr waren, stimmen der Idee zu. Doch eine Mehrheit von 48 Prozent bei Bundeswehrangehörigen und 44 Prozent bei den Nicht-Bundeswehrlern lehnt die Idee ab. Der Grund für diesen Unterschied: Bei den Bundeswehrangehörigen gibt es eine klarere Meinung zum Thema, signifikant weniger antworten in dieser Frage mit „weiß nicht“ (10 zu 18 Prozent).

Auch diese Idee findet die größte Zustimmung bei jüngeren Deutschen. Bei den Millenials befürwortet eine Mehrheit von 47 Prozent die Verleihung der Staatsbürgerschaft nach langjährigem Dienst, in der Generation 60+ sind es nur 36 Prozent. In der ältesten Altersgruppe lehnt die Hälfte der Befragten (52 Prozent) die Idee ab, während das bei den 18- bis 29-Jährigen nur drei von zehn (30 Prozent) tun.

Bisher ist der Dienst an der Bundeswehr an die deutsche Staatsbürgerschaft gekoppelt. Doch zumindest für junge Deutsche ist das offenbar kein Muss mehr. Sie liegen damit auf Linie derer, die eine Öffnung der Bundeswehr „Ingegrationsmotor“ sehen und eine Öffnung der Bundeswehr für „Seiteneinsteiger“ und auch „Ausländer“ schlicht als zeitgemäß ansehen.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1009 Personen im Zeitraum vom 06. bis 09. Dezember repräsentativ befragt.

Foto: Markus Schreiber/AP/Press Association Images