Knapp drei von vier Deutschen befürchten Auswirkungen auf Deutschland durch einen russischen Angriff

YouGov
Februar 18, 2022, 1:03 nachm. GMT+0

Aktuelle YouGov-Umfrage zur Lage in der Ukraine und dem deutschen Engagement in der Krise

Während die Lage zwischen der Ukraine und Russland weiter angespannt bleibt, werden auch Reaktionen und Versicherungen durch andere Länder sowie mögliche Auswirkungen der Krise auf Europa debattiert. Im Lichte dieser Entwicklungen ist es angebracht, die Meinung der Deutschen zu diesem Krisenthema näher zu untersuchen.

Unter den deutschen Wahlberechtigten ist die Mehrheit davon überzeugt, dass ein militärischer Angriff Russlands auf die Ukraine auch Auswirkungen auf andere Länder hätte: 77 Prozent sind der Meinung, dass ein russischer Angriff Auswirkungen auf die Europäische Union hätte. 74 Prozent befürchten zudem Auswirkungen eines Angriffs auf Deutschland. Nur rund jeder zehnte Befragte rechnet nicht mit Auswirkungen auf die EU (10 Prozent) oder auf Deutschland (13 Prozent). Persönliche Auswirkungen befürchtet dagegen immerhin noch jeder Dritte: 34 Prozent der Befragten glauben, dass ein russischer Angriff auf die Ukraine sie persönlich betreffen würde.

Zwei von drei Deutschen fordern ein stärkeres Engagement der Bundesregierung für eine Deeskalation der Lage

Passend zu der Sorge wegen potenzieller Auswirkungen auf Deutschland wünscht sich die Mehrheit der Deutschen ein stärkeres Engagement der Bundesregierung in diesem Konflikt. Knapp zwei von drei Befragten (64 Prozent) sprechen sich für (etwas) stärkere Bemühungen der Bundesregierung um eine Deeskalation der Lage in der Ukraine aus. Dem gegenüber stehen 10 Prozent der Befragten, die sich weniger Bemühungen von Seiten der Bundesregierung wünschen und 11 Prozent, die eine deutsche Beteiligung bei der Deeskalation überhaupt nicht wollen.

Der Wunsch nach stärkeren Bemühungen der Bundesregierung bei der Deeskalation der Situation in der Ukraine ist bei den ältesten Befragten dabei etwa stärker ausgeprägt. Während jeweils knapp sechs von zehn Befragten unter 60 Jahren stärkere Bemühungen befürworten würden, teilen mehr als sieben von zehn Befragten diese Meinung unter Befragten ab 60 Jahren.

Waffenlieferungen an die Ukraine mehrheitlich abgelehnt

Ein diskutierter Weg, die Ukraine in der Krise zu unterstützen, läge in der – von der Ukraine geforderten – Lieferung von Waffen und Militärgütern aus Deutschland in die Ukraine. Drei von fünf Befragten in Deutschland (61 Prozent) lehnen solche Lieferungen vonseiten der deutschen Regierung ab. Jeder Vierte (25 Prozent) würde die Lieferung von Waffen und Militärgütern in die Ukraine dagegen befürworten.

Diese Ansicht entspricht auch der Meinung der Deutschen hinsichtlich Truppenverlegungen nach Osteuropa: Die Ankündigung der USA zur Verlegung weiterer militärischer US-Truppen wird von 38 Prozent der deutschen Wahlberechtigten befürwortet, wohingegen 43 Prozent sie ablehnen. Noch unpopulärer würde eine Verlegung deutscher Truppen nach Osteuropa gesehen: Nur jeder Vierte (24 Prozent) würde eine Entsendung deutscher Truppen nach Osteuropa befürworten, während 63 Prozent dies (eher) ablehnen würden.

Bundeswehr wird für eine Truppenverlegung von zwei Dritteln der Deutschen als nicht ausreichend vorbereitet angesehen

Unabhängig davon, ob sie eine Entsendung von deutschen Truppen nach Osteuropa befürworten oder ablehnen würden, sind rund zwei von drei Deutschen (67 Prozent) der Meinung, dass die deutsche Bundeswehr für diesen Zweck nicht ausreichend vorbereitet und ausgestattet wäre. Nur rund 17 Prozent denken, dass das deutsche Militär für eine Entsendung nach Osteuropa gut vorbereitet wäre.

In dieser Frage spaltet sich jedoch die Bevölkerung hinsichtlich der Generationen. So schätzen gerade jüngere Befragte bis 39 Jahre die Fähigkeiten des deutschen Militärs deutlich positiver ein als ältere Befragte: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen denken 37 Prozent, dass das Militär für einen Einsatz in Osteuropa gut ausgestattet wäre, unter 30- bis 39-Jährigen sind es noch 23 Prozent. Unter Befragten ab 40 Jahren teilt nur rund jeder Zehnte (11 Prozent) diese Meinung.

Dies sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der internationalen Data & Analytics Group YouGov, für die 2.036 wahlberechtigte Personen in Deutschland zwischen dem 04.02.2022 und 08.02.2022 mittels standardisierter Online-Interviews befragt wurden. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Foto: Jakub Podkowiak/Presscov/PRESSCOV via ZUMA Press Wire/dpa

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