Commerzbank und ING Direktbank: Wer überzeugt die Verbraucher?

Philipp SchneiderHead of Marketing
November 23, 2021, 9:34 vorm. GMT+0

Die Coronakrise und die voranschreitende Einführung der Verwahrentgelte haben die Finanzwelt grundlegend verändert. Banken wie Commerzbank und die ING Direktbank können die Verbraucher dennoch von sich überzeugen.

Während der Coronakrise hatten vor allem traditionelle Filialbanken mit vielseitigen Problemen zu kämpfen. Beispielhaft sei hier die zeitweise Schließung der Filialen erwähnt, die gerade weniger online-affine Kundinnen und Kunden teilweise vor Herausforderungen stellte. Auch das Thema Verwahrentgelte sorgt bei den Verbrauchern für Unmut und führt zur Suche nach Alternativen. Wie schaffen Banken es in diesem Wirtschaftsklima die Verbraucher von sich zu überzeugen?

Die Daten des aktuellen YouGov Finance Purchase Funnel Ranking zeigen, welchen Privatkunden-Banken es unter diesen erschwerten Bedingungen in den vergangenen zwölf Monaten gelungen ist, Kenner ihrer Unternehmen von sich zu überzeugen und sie durch den Verkaufstrichter (Purchase Funnel) zu leiten. Die Daten basieren auf dem Consideration-Score („Welche der folgenden Marken würden Sie in Betracht ziehen?“) des YouGov BrandIndex. Das Ranking zeigt, dass die Commerzbank als traditionelle Filial-Bank weiterhin eine wichtige Rolle im deutschen Privatkunden-Bankensektor spielt, gleichzeitig aber werden Onlinebanken, wie die ING, bei den Verbrauchern immer beliebter.

Commerzbank auf Erfolgskurs

Die Commerzbank konnte im dritten Quartal endlich wieder schwarze Zahlen sowie einen starken Aktienkurs vorweisen und übertraf sogar die Vorhersagen der Analysten. Auch in den Augen der Verbraucher schneidet die Commerzbank wieder besser ab. In unserem aktuellen Finance Purchase Funnel Ranking liegt das Institut auf Platz 9 – somit würden 13,4 Prozent aller deutschen Verbraucher die Bank als nächste finanzielle Anlaufstelle in Betracht ziehen und 4,2 Prozent haben die feste Absicht, Kunde bei dem Unternehmen zu werden.

Auch in YouGovs Biggest Mover Ranking von Oktober überzeugte die Commerzbank auf ganzer Linie und konnte in sechs Metriken Verbesserungen vorweisen (Buzz, Impression, Value, Reputation, Satisfaction, Recommend). Das Biggest Mover Ranking untersucht welche Marken sich in mehreren im YouGov BrandIndex gemessenen Markenmetriken verbessern konnten. Obwohl die Commerzbank insgesamt 84,6 Prozent aller deutschen Verbraucher ein Begriff ist, finden sich die meisten Kenner des Unternehmens in der Altersgruppe 55plus. Mehr als die Hälfte der Kenner der Bank bevorzugen es, mehrere Bankkonten zu haben und zwei von fünf Kennern vertrauen tendenziell Banken und Finanzdienstleistern. Die Commerzbank kann also auf eine ältere Zielgruppe setzen, die großes Vertrauen in die Finanzdienstleistungsbranche hat, während das Tochterunternehmen Comdirect ebenfalls gut im Finance Purchase Funnel Ranking abschneiden konnte (Platz 8 mit 17,3 Punkten) und mit Online-Dienstleistungen eher jüngere Verbrauchergruppen anspricht. So schafft es die Commerzbank, eine Vielzahl an Verbrauchergruppen von sich zu überzeugen.

Online-Banken - der nächste Schritt im Finanzbereich

Noch besser sieht es für die ING Direktbank aus. Sie landete mit 27,7 Punkten auf Platz zwei des Rankings. Nahezu fast jeder fünfte Verbraucher würde die ING als nächste Bank in Betracht ziehen und unsere Daten zeigen, dass die ING generell eher jüngere Altersgruppen zwischen 30 und 50 Jahren anspricht. Zusätzlich war die Direktbank der klare Sieger in YouGovs Biggest Mover Ranking im Oktober. Gründe für den Erfolgskurs der ING sind unter anderem eine erfolgreiche Werbekampagne, die die Sorgen von Bankkunden bezüglich des umstrittenen Thema Verwahrentgelte zerstreut. Die globale Werbekampagne #DoYourThing startete Mitte August mit einem Videoclip rund um das Thema Selbstbestimmung und Emanzipation, mit ING-Werbegesicht Dirk Nowitzki. In dem Clip greift die ING das Thema Investitionen und damit indirekt das umstrittene Thema Verwahrentgelte auf und präsentiert gut informierte Bankkunden, die ihre Ersparnisse klug investieren und auch mit kleinen Summen viel bewegen können. Als Gegenmittel zu den Sorgen und Ängsten der Verbraucher führt die ING Informationen, Selbstbestimmung und emanzipierte Kunden an, die selbstbewusste Entscheidungen über ihr Geld treffen.

Verbraucher nutzen vermehrt flexible und global zugängliche Zahlungsdienstleister

Unsere Daten zeigen, dass traditionelle Filialbanken die Verbraucher mit einer Mischung aus flexiblen Angeboten, Verantwortungsbewusstsein und zielgerichteter Kommunikation von sich überzeugen können. Gleichzeitig entscheiden sich die Verbraucher zunehmend für Online-Banken. Gründe hierfür sind zahlreich, allen voran die fortschreitende Digitalisierung von Zahlungsmöglichkeiten sowie Coronamaßnahmen und schlichtweg der Komfort digitaler Services, um nur einige zu nennen. Die Daten deuten darauf hin, dass die Coronakrise und die Einführung von Verwahrentgelten die Tendenz zu Online-Banking, Direktbanken und Online-Zahlungsdienstleistern weiter verstärkt haben und vor allem jüngere Verbrauchergruppen diesen Trend weiter vorantreiben werden.

So erschienen in der WirtschaftsWoche Online.

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