Ältere lehnen Einführung einer CO2-Steuer häufiger ab als Jüngere

YouGov
Juni 22, 2020, 1:51 nachm. GMT+0

Ab Januar 2021 gilt in Deutschland ein CO2-Preis auf fossile Heiz-und Kraftstoffe. Das hatte die Bundesregierung bereits im letzten Jahr im Zuge des Klimapakets beschlossen, letzten Monat erfolgte die Einigung auf den konkreten Preis pro Tonne CO2. Mit dem Start des nationalen Emissionshandelssystem ist die Möglichkeit einer CO2-Steuer, die in der Vergangenheit immer wieder heftig diskutiert wurde, erst einmal wieder vom Tisch – was bei der Bevölkerung mehrheitlich Anklang findet.

Umwelt und Klimaschutz wird von jedem zweiten Befragten (49 Prozent) als eine der drei wichtigsten Herausforderungen gesehen, mit denen Deutschland aktuell konfrontiert ist. Die Bekämpfung des CO2-Ausstoßes nehmen dabei drei von vier Befragten (78 Prozent) als wichtig oder sehr wichtig wahr, das Problem des Klimaschutzes finden sogar mehr als acht von zehn Deutschen (85 Prozent) wichtig oder sehr wichtig. Damit nimmt die Bedeutung von Klima- und Umweltschutz in der Gesellschaft grundsätzlich einen sehr hohen Stellenwert ein. Trotzdem würde nur knapp ein Drittel der Deutschen (32 Prozent) die Einführung einer CO2-Steuer – die den Ausstoß von Kohlendioxid mit einem festen Preis belegt und damit zur Verringerung von Emissionen führen soll – befürworten. Dies sind Ergebnisse einer YouGov-Umfrage vom Februar 2020.

Starke Ablehnung einer potentiellen CO2-Steuer bei Älteren

Besonders unbeliebt ist die CO2-Steuer bei Befragten ab 55 Jahren. Mehr als sechs von zehn Befragten (63 Prozent) aus dieser Altersgruppe lehnen die Einführung einer CO2-Steuer ab, lediglich 28 Prozent würden die Einführung gutheißen. In der jüngsten befragten Altersgruppe (18 bis 34 Jahre) ist der Anteil der Ablehner hingegen deutlich geringer und liegt bei 44 Prozent. Zwei von fünf Befragten (38 Prozent) aus dieser Altersgruppe würden die Einführung einer CO2-Steuer befürworten.

Allerdings steigt die Zustimmung zu einer potentiellen CO2-Steuer, wenn die Einführung an konkrete Vergünstigungen in anderen Bereichen geknüpft ist: So würde über die Hälfte (54 Prozent) der Befragten ab 55 Jahren eine CO2-Steuer befürworten, wenn gleichzeitig Alternativen, wie etwa günstigere Nahverkehrstickets, angeboten werden. Unter den Befragten zwischen 18 und 34 teilt nur ein Drittel (33 Prozent) diese Meinung. Jeder Fünfte (20 Prozent) aus dieser Altersgruppe findet zudem, dass die Einführung einer CO2-Steuer zugunsten des Klimaschutzes ganz ohne Einschränkungen notwendig ist.

Vier von zehn Befragten (41 Prozent) ab 55 Jahren sind überdies der Meinung, dass die Regierung dafür verantwortlich ist, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, ohne dass es die Bürger Geld kosten sollte. In der jüngsten Altersgruppe teilt nur jeder Vierte (25 Prozent) diese Meinung. Außerdem findet die Hälfte (53 Prozent) der älteren Befragten, dass bei einer Einführung der CO2-Steuer Besserverdiener stärker von ihr betroffen sein sollten. Dieser Ansicht sind immerhin auch knapp vier von zehn Befragte (37 Prozent) aus der jüngsten Altersgruppe.

Unter den Jüngeren finden sich nicht nur die wenigsten Ablehner einer potentiellen CO2-Steuer, sie sind auch eher davon überzeugt, dass sie ihr Verhalten durch eine CO2-Steuer verändern würden: Ein Viertel der Befragten zwischen 18 und 34 Jahren (26 Prozent) gibt an, dass eine spürbare CO2-Steuer sie voraussichtlich dazu anregen würde, den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren. Bei den Älteren würden dagegen nur 18 Prozent ihren Energieverbrauch überdenken. Zwei von fünf Befragten (38 Prozent) über 55 Jahre sind zudem überzeugt, dass eine CO2-Steuer sie nicht dazu motivieren würde, ihr Verhalten zu verändern. Bei den Jüngeren teilt diese Meinung jeder Fünfte (21 Prozent). Trotzdem gibt immerhin ein Drittel der Deutschen (34 Prozent) an, bei Kaufentscheidungen bereits eine mögliche zukünftige CO2-Bepreisung – in Form einer Steuer oder eines Emissionshandels – zu bedenken.

Großteil der Deutschen befürwortet das Europäische Emissionshandelssystem

Neben nationalen CO2-Steuern, die es in einigen Nachbarländern von Deutschland bereits gibt, ist der Europäische Emissionshandel ein weiteres Instrument, um eine Reduzierung von Treibhausgasen zu erreichen. 45 Prozent der Deutschen befürworten das Europäische Emissionshandelssystem, bei dem Unternehmen Zertifikate für den Ausstoß von Emissionen erwerben müssen. Etwa ein Drittel hingegen (32 Prozent) lehnt es ab. Auch hier ist die Ablehnung mit 36 Prozent bei den Älteren wieder deutlich stärker ausgeprägt als bei den Jüngeren (24 Prozent).

Für die Studie wurden 2.044 Personen vom 13.02. bis 17.02.2020 mittels standardisierter Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

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