Ehemalige Kolonialmächte: Deutsche zeigen sich im Ländervergleich am wenigsten stolz

Katharina BeckMarketing & PR Manager
März 10, 2020, 12:54 nachm. GMT+0

Eine internationale YouGov-Umfrage vergleicht Einstellungen der Bevölkerung zu ehemaligen Kolonialmächten in acht Ländern.

Während den Briten häufig nachgesagt wird, dass sie eine besonders romantische Sichtweise auf das ehemalige British Empire hätten, sind es tatsächlich die Niederländer, die sich am stolzesten zeigen. Die internationalen Ergebnisse von YouGov zeigen, dass die Hälfte der niederländischen Befragten (50 Prozent) angeben, stolz auf ihr Land als ehemalige Kolonialmacht – zu dessen bedeutsamsten Kolonien Indonesien und Südafrika gehörten – zu sein. Unter den Briten, deren ehemaliges Weltreich als größte Kolonialmacht der Geschichte gilt, sind es nur 32 Prozent, die Stolz empfinden.

Einer von zehn Deutschen ist stolz auf das deutsche Kaiserreich (1871-1918)

Deutsche, die zum deutschen Kaiserreich von 1871-1918 befragt wurden, geben nur zu 9 Prozent an, Stolz für diesen Teil ihrer Landesgeschichte zu empfinden. Dem gegenüber stehen die Ergebnisse der anderen befragten ehemaligen Kolonialmächte: 26 Prozent in Frankreich, 23 Prozent in Belgien, 21 Prozent in Italien, 18 Prozent in Japan und 11 Prozent in Spanien.

Der größte Teil der Befragten in jedem der Länder gibt allerdings an, dass die ehemalige Kolonialzeit des eigenen Landes weder etwas ist, auf das man stolz sein kann, noch wofür man sich schämen sollte. Die Spanne der Weder-noch-Angaben liegt in allen Ländern zwischen 37 und 51 Prozent.

In Großbritannien (33 Prozent), Japan (32 Prozent), Frankreich (30 Prozent) sowie den Niederlanden (27 Prozent) sind die Befragten am häufigsten der Meinung, dass es Gebieten, die ehemals unter der Herrschaft ihres jeweiligen Landes standen, heute besser geht. Belgier und Italiener sind hier ganz anderer Meinung und geben deutlich häufiger an, dass es ehemals besetzten Gebieten heute schlechter geht. In Deutschland und Spanien halten sich die Antworten, ob es den ehemaligen Kolonien besser oder schlechter geht, eher noch die Waage.

Der Wunsch zurück nur bei wenigen vorhanden

Bei der Frage, ob man sich wünsche, dass das eigene Land heute noch eine Kolonialmacht wäre, gibt die Mehrheit der Befragten in allen untersuchten Ländern an, dies nicht zu tun. Insbesondere Deutsche und Japaner haben sehr selten diesen Wunsch. Weniger als jeder zehnte der Befragten gibt an, sich das eigene Land weiterhin als Kolonialmacht zu wünschen (Deutschland 9 Prozent und Frankreich 7 Prozent).

In Großbritannien sowie den Niederlanden gibt dagegen mehr als ein Viertel an, dieser Vorstellung nicht abgeneigt zu sein. 27 Prozent der Briten und 26 Prozent der Niederländer sagen, dass sie sich eine bestehende Kolonialherrschaft des eigenen Landes wünschen würden.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden von Juni bis Dezember 2019 Personen ab 18 Jahren in Großbritannien, Frankreich, Italien, Belgien, Japan, den Niederlanden und Deutschland bevölkerungsrepräsentativ befragt.

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