Walbuschs Wandel: Ein Katalogversender denkt um

Simon KlugeBis Juli 2018 Head of Data Products.
April 24, 2018, 8:55 vorm. GMT+0

Jeden Monat kann man sich einen neuen Walbusch-Katalog nach Hause bestellen. Mittlerweile ist der Versandhändler auch im Internetzeitalter angekommen. Doch längst sind nicht alle Probleme gemeistert.

Man muss ein wenig nach unten scrollen auf der Website von Walbusch, dann finden sich die typischen Angebote wie „ein Hemd für 39,90 Euro und zwei T-Shirts gratis dazu“. Mit solchen Deals mag Walbusch sich bei vielen Verbrauchern ins Gedächtnis gebrannt haben. Wahrscheinlich noch zu der Zeit, als die Solinger vor allem Katalogversender waren.

Doch Sonderangebote stehen heute genauso wenig im alleinigen Zentrum des Geschäftsmodells wie der Bestell-Katalog. Walbusch will Hochwertiges anbieten – und zwar vor allem online und in Filialen.

Aus dem Gröbsten scheint das Unternehmen raus zu sein. Als Kataloge aus der Mode gerieten, zwang das den Versandhändler zum Umdenken. Walbusch legte den Schwerpunkt auf seinen Online-Shop und eröffnete auch neue Filialen. Dennoch war 2015 ein so schwieriges Jahr, dass ein Generalbevollmächtigter an Bord geholt wurde, der das Unternehmen modernisieren sollte.

Das gelang, zeigt der YouGov-Markenmonitor BrandIndex. Hier befragen wir unter anderem Verbraucher, die einerseits Walbusch kennen und andererseits im vergangenen Monat Oberbekleidung online gekauft haben. Von dieser Gruppe gibt heute ein spürbar größerer Teil als noch 2015 an, Walbusch beim nächsten Einkauf in die engere Wahl nehmen zu wollen.

Tatort-Kommissar im Bond-Style

Doch es gibt auch noch viel zu tun. So könnte Walbusch eine Schärfung des Altersprofils seiner anvisierten Kundschaft guttun. Stattdessen sind die Unterschiede im Interesse an der Marke zwischen verschiedenen Altersgruppen in den vergangenen Jahren geschrumpft.

Ob unter 30 oder 50plus – 13 bis 18 Prozent der Markenkenner würden Walbusch beim nächsten Einkauf in Betracht ziehen. Sich wieder auf ältere Kundschaft aus der Mittelschicht zu fokussieren, könnte diesen Trend umkehren.

Mit Blick auf die Sinus-Milieus, zu denen YouGov dank einer Kooperation mit dem Sinus-Institut im Kontext von YouGov Profiles ebenfalls zurückgreifen kann, zeigt sich: Walbusch ist vor allem bei den Milieus der Performer, Konservativ-Etablierten und den Liberal-Intellektuellen beliebt.

Jan Hecht, beim Sinus-Institut für Milieuforschung zuständig, sagt: „Das in dritter Generation geführte Familienunternehmen erfüllt bei den genannten Leitmilieus den Wunsch nach hoher Qualität, seriösem Auftreten und einer klassischen Wertehaltung.
Interessant ist herbei, dass bei den Performern vor allem der ältere, gesetztere Teil der Milieu-Vertreter ab 60 Jahre sich von der Marke angesprochen fühlt.“

Mit der Verpflichtung des aus dem Kölner Tatort bekannten Schauspielers Klaus J. Behrendt (siehe Bild) als Markenbotschafter ist das Unternehmen vor gut einem Jahr einen wichtigen Schritt in diese Richtung gegangen. Der 58-Jährige macht jedenfalls als Model im Bond-Style eine ganz gute Figur.

Wachstumspotenzial gibt es auch in der Damenmode, die angeboten wird, ohne dass diese aber in Werbeclips, auf Instagram oder Facebook gleichberechtigt mit Mode für Männer präsentiert würde. Selbst auf Pinterest überwiegt die Männermode deutlich.

Walbusch ist bekannt für den sogenannten Walbusch-Kragen, der ohne Knopf auskommt und sogar patentiert ist. Bis heute ist er das Markenzeichen der Solinger und Herren-Hemden stehen ganz offensichtlich im Mittelpunkt des Sortiments.

Die Damenmode erscheint weiterhin eher wie Beiwerk. Im YouGov BrandIndex zeigt sich dementsprechend, dass weniger als halb so viele Frauen wie Männer einen Einkauf bei Walbusch in Betracht ziehen würden: es sind nur elf Prozent aller Markenkennerinnen. Die Zahl der Markenkenner und -kennerinnen dürfte sich jedoch noch steigern lassen. Walbusch ist mit 45 Prozent weniger Deutschen ein Begriff als etwa unmittelbare Wettbewerber wie Peter Hahn (50 Prozent), Heine (53 Prozent) oder Klingel mit 58 Prozent.

Mehr Bekanntheit durch Filialen

Die Strategie von Walbusch, auch auf Filialen zu setzen, ist ein Weg, die Bekanntheit zu steigern. Zumindest zeigt sich, dass das Unternehmen in seinem Stammland Nordrhein-Westfalen, wo es auch die meisten Filialen hat, eine überdurchschnittlich hohe Bekanntheit genießt. Erst vergangene Woche hat die erste Filiale in Sachsen eröffnet.

Ob es zur Eröffnung Hemden-Doppelpack-Schnäppchen gab, ist nicht überliefert. Doch wie gesagt, Walbusch gibt sich eher einen hochwertigen Anstrich. Mit Erfolg, zeigt der BrandIndex: Nach Meinung ihrer Kenner steht die Marke merklich für Qualität.

So erschienen in der WirtschaftsWoche Online.