Haustürwahlkampf: Bürger verhalten sich offener als erwartet

YouGov
Juni 02, 2017, 7:35 vorm. GMT+0

Zur richtigen Zeit und mit dem richtigen Thema können Politiker mit Haustürgesprächen Bürger durchaus positiv beeinflussen. Zwar gibt die Mehrheit der Deutschen an, Wahlkampf an der Haustür abzulehnen. Doch ein Drittel meint, offen für eine Unterhaltung zu sein.

In dieser Gruppe finden sich mehr Wähler der SPD als von anderen Parteien. Auch zeigen sich Menschen, die älter als 45 Jahre sind, offener als Jüngere. Zu diesen Ergebnissen kommt eine YouGov Studie. Die Ablehner möchten sich vor allem lieber selbst in Ruhe informieren. Nur ein Drittel derer gibt als Grund für die Ablehnung an, ohnehin immer nur eine Partei zu wählen. Von allen möglichen Vorbehalten nannten sie Desinteresse am Wahlkampf am seltensten.

Neun Prozent der Deutschen hatten in den letzten Jahren bereits Kontakt zu Haustürwahlkämpfern. In Nordrhein-Westfalen geben zuletzt immerhin vier Prozent an, dass sie in der Zeit vor der Landtagswahl mit Haustürwahlkämpfern Kontakt hatten. Bei der bundesweiten Befragung führte knapp die Hälfte der Kontakte an der Haustür auch tatsächlich zu einem Gespräch.

Wann und auf welche Weise findet ein politisches Haustürgespräch idealerweise statt? Diejenigen, die Haustürwahlkampf nicht kategorisch ablehnen, würden am ehesten unter der Woche, und zwar am Nachmittag und am Abend mit Wahlkämpfern sprechen. Am Wochenende nimmt die Bereitschaft hierzu ab. Das Gespräch sollte nicht länger als eine Viertelstunde dauern. Am wichtigsten ist dabei, dass in dem Gespräch die Fragen der Bürger beantwortet werden (78 Prozent). Die Unterhaltung sollte vor allem Politik, die Partei und das Programm thematisieren. Die eigenen Sorgen und Wünsche werden im Vergleich weniger wichtig bewertet. Diese sollten aber, wie auch die Motivation des Haustürwahlkämpfers selbst, nicht außen vor gelassen werden.

Wie sieht der ideale Haustürwahlkampf aus?

Der ideale Haustürwahlkämpfer ist ein Politiker der Partei – bestenfalls der Kandidat selbst. Dann ist nach eigener Aussage die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass eine Unterhaltung zustande kommt. So äußern sich diejenigen, die für ein Gespräch prinzipiell offen sind. Zwei Drittel dieser Gruppe würde sich vielleicht auch mit einem Parteimitglied unterhalten. Das Geschlecht der Wahlkämpfer an der Haustür spielt hingegen kaum eine Rolle und auch das Alter ist der Hälfte der Wähler egal. Immerhin ein Fünftel derjenigen, die Haustürwahlkampf nicht kategorisch ablehnen, würden sogar mit Vertretern aller Parteien sprechen. Am höchsten ist die Gesprächsbereitschaft jedoch bei Parteien, die man eventuell wählen würde.

Diejenigen Befragten, die bereits Erfahrung mit Haustürwahlkampf hatten, schätzen den Effekt positiver ein als Befragte, bei denen noch kein Wahlkämpfer klingelte. 40 Prozent der Erfahrenen geben an, dass das Gespräch einen positiven Einfluss auf ihr Bild der betreffenden Partei hatte. Knapp ein Viertel dieser Gruppe meint sogar, dass sie in ihrer Wahlentscheidung beeinflusst wurden. Im Gegensatz dazu schätzen die Unerfahrenen die mögliche Wirkung skeptischer ein. Nur ein Fünftel von ihnen glaubt, dass sie ein solches Haustürgespräch positiv in ihrem Bild oder in ihrer Wahlentscheidung beeinflussen könnte.

Auch wenn durch die Präsenz in Massenmedien und auf Plakatwänden größere Reichweiten zu erzielen sind, so zeigen die Studienergebnisse durchaus ein positives Potenzial des Haustürwahlkampfs auf. Am besten kommt es an, wenn der Direktkandidat selbst Hausbesuche macht. Das schränkt allerdings die Reichweite deutlich ein. Ob die Renaissance des Haustürwahlkampfs deshalb der große Hebel sein kann, um Wahlen zu gewinnen, ist fraglich.

Die vollständige Studie können Sie nach Angabe der Kontaktdaten hier kostenfrei herunterladen.

Bild: dpa