Mikrokriminalität in Deutschland: Schwarzfahren, Mundraub, Filme streamen

November 17, 2016, 4:18 nachm. GMT+0

Viele kleine Dinge, die in einer rechtlichen oder moralischen Grauzone liegen, haben die Deutschen schon einmal getan. Vor allem junge Deutsche sind Mikrokriminelle.

Ein bisschen gegen das Gesetz oder zumindest moralisch fragwürdig: In unserem Alltagsleben tun wir immer wieder Dinge, die nicht korrekt sind. Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt jetzt, wie verbreitet Mikrokriminalität in Deutschland ist und welche „Mini-Verbrechen“ wir schon begangen haben.

Das Top Mini-Verbrechen der Deutschen ist es zu viel erhaltenes Wechselgeld nicht zurückzugeben. 36 Prozent haben das schon einmal getan. Dieses Vergehen ist aber nur ein moralisches Vergehen, weil es nicht strafbar ist, solange sich der Kunde nicht weigert das Geld zurückzugeben, wenn der Kassierer das fordert.

Auch die Nummer zwei der Liste ist nicht notwendigerweise eine Straftat, bewegt sich aber in einer Grauzone. 35 Prozent haben schon einmal jemanden für eine Arbeit in bar bezahlt in dem Wissen, dass dieser vielleicht das Geld nicht versteuern wird. Vor allem ältere Menschen haben das schon einmal getan: 44 Prozent in der Generation 60+, aber nur knapp drei von zehn 18 bis 29-Jährigen (28 Prozent) haben schon mindestens einmal Beihilfe zur Steuervermeidung oder Schwarzarbeit geleistet.

Schwarzfahren ist eine Erschleichung von Leistungen und damit in der Regel eine Straftat, auch wenn offenes Schwarzfahren mitunter straffrei bleiben kann. Ein Drittel der Deutschen hat schon einmal den öffentlichen Nahverkehr genutzt, ohne dafür zu bezahlen. Doch bei den jungen Deutschen zwischen 18 und 29 Jahren ist es bereits die knappe Mehrheit (53 Prozent), die sich schon einmal die Fahrkarte gespart hat.

Zwei von zehn Deutschen (19 Prozent) haben schon einmal Lebensmittel im Supermarkt probiert, ohne dafür zu bezahlen. Mundraub war bis 1975 ein Straftatbestand und ist vor allem für ältere Deutsche ein Tabu. Nur 14 Prozent in der Generation 60+ haben schon einmal einfach so Lebensmittel probiert, bei den 18- bis 29-Jährigen sind es doppelt so viele (29 Prozent).

Ein weiteres Vergehen ist der Einsatz kopierter Software und der illegale Download oder das illegale Streaming von Filmen und Musik. Hier gibt es den größten Unterschied zwischen den Generationen. Vor allem die Millenials, die mit Computern und dem Internet aufgewachsen sind, nehmen es nicht so genau mit dem Copyright. Bei allen drei Vergehen gibt es für die Altersgruppe 18 bis 29 Jahre signifikante Unterschiede zu allen anderen Altersgruppen.

Jeweils 40 beziehungsweise 37 Prozent haben in dieser Altersgruppe schon einmal kopierte Software eingesetzt oder etwa illegal per Streaming eine Fernsehshow geguckt. In der Altersgruppe zwischen 30 und 39 Jahren haben das nur ein Drittel (34 Prozent), beziehungsweise sogar nur 22 Prozent, getan. Damit haben sich in dieser Altersgruppe nur halb so viele Befragte des illegalen Streamens schuldig gemacht.

Doch das mit Abstand von den meisten Deutschen schon einmal verübte Mini-Verbrechen ist über die rote Ampel zu gehen. Fast drei Viertel der Deutschen (73 Prozent) haben die Ordnungswidrigkeit schon mindestens einmal begangen. Auch dieser Akt der Mikrokriminalität wird vor allem von jungen Deutschen zwischen 18 und 29 Jahren besonders häufig begangen. 12 Prozent ignorieren in dieser Altersgruppe oft die rote Ampel, bei den über 60-Jährigen sind es nur 3 Prozent.

In Großbritannien ergab eine YouGov-Umfrage zum gleichen Thema übrigens ähnliche Ergebnisse.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1017 Personen im Zeitraum vom 25. bis 28. Oktober 2016 repräsentativ befragt.

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