19 Prozent der Deutschen haben Geflüchtete schon näher kennengelernt.

November 11, 2016, 1:00 nachm. GMT+0

Flüchtlinge sind eine neue Realität im Straßenbild Deutschlands, doch eine Mehrheit hat nur sehr flüchtigen Kontakt gehabt mit den potenziellen neuen Mitbürgern.

Ein Jahr nach dem Sommer der Migration und der Aufnahme von über 480.000 Flüchtlingen, die alleine im letzten Jahr nach Deutschland gekommen sind, ist es an der Zeit eine erste Bilanz zu ziehen über die neue deutsche Realität des Lebens mit Flüchtlingen.

Von der berichtet etwa der DFB, der diesen Sommer angab, die Anzahl von Fußballvereinsmitgliedern mit ausländischer Staatsbürgerschaft habe sich im letzten Jahr verdoppelt. Durch den sportlichen Wettbewerb würden Flüchtlinge in den DFB-Vereinen integriert werden.

Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt, wie die Begegnung der Deutschen mit ihren vorübergehenden oder dauerhaften Mitbürgern aussieht, wie die Begegnungen unterschiedlich eingeschätzt werden und dass die Ehrenamtlichen des DFB, die mit Flüchtlingen trainieren, bislang zu einer eher kleinen Gruppe von Deutschen gehören, die intensiveren Kontakt mit Flüchtlingen hatte.

Deutsche begegnen Asylbewerbern auf unterschiedlichen Ebenen. Flüchtlinge sind zunächst einmal eine neue Realität im Straßenbild. Neun von zehn Deutschen (89 Prozent) haben schon einmal einen Flüchtling in der Öffentlichkeit gesehen. Ein Gespräch oder eine Unterhaltung hat immerhin fast die Hälfte der Deutschen (47 Prozent) geführt. 19 Prozent haben schon einmal mit Flüchtlingen gearbeitet oder sind mit ihnen bei gemeinsamen Aktivitäten in Kontakt gekommen.

Obwohl sonst die Unterschiede klein sind, haben offenbar im Westen bereits mehr Befragte intensiveren Kontakt gehabt. In Westdeutschland gaben 20 Prozent der Befragten an, schon einmal mit Flüchtlingen zusammengearbeitet zu haben, in Ostdeutschland sagen nur 16 Prozent, sie hätten zusammengearbeitet oder andere Aktivitäten mit Geflüchteten durchgeführt.

Doch die Daten zeigen auch: Insgesamt ist der Kontakt eher flüchtig und in den meisten Fällen nonverbal. Insgesamt 88 Prozent von denen, die Flüchtlinge wahrgenommen haben, haben Flüchtlinge regelmäßig (52 Prozent) oder mehrmals (36 Prozent) gesehen. Doch bisher haben die meisten Deutschen, die mit Flüchtlingen geredet haben, nur einmal mit einem der neuen Mitbürger gesprochen. Sechs von zehn (61 Prozent) gaben das an. Ein Viertel (27 Prozent) derer, die bereits Interaktionen mit Flüchtlingen hatten, haben schon mehrmals Unterhaltungen gehabt.

Auch die, die mit Flüchtlingen bereits etwas unternommen haben, taten das mit großer Mehrheit nur einmal (83 Prozent). Ein Fünftel der Bundesbürger, die mit Geflüchteten Zeit verbracht haben, haben das mehrmals (9 Prozent) oder regelmäßig (8 Prozent) getan. In verschiedensten Formen: Ob im Politikunterricht im Gymnasium, sogar im Schützenverein.

Die Deutschen bewerten dabei die bisher in den meisten Fällen eher spärlichen Begegnungen mit Flüchtlingen sehr unterschiedlich. Ein Drittel der Befragten (32 Prozent) hat positive Erfahrungen gemacht. Vier von zehn Deutschen (39 Prozent) sagen ihre Begegnungen waren teils positiv, teils negativ. 20 Prozent der Deutschen gaben an, sie hätten negative Erfahrungen gemacht.

Bei der Frage gibt es insgesamt geringe Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, vor allem aber bei denen die positive Erfahrungen gemacht haben gibt es Unterschiede. 34 Prozent der Westdeutschen, aber nur 24 Prozent der Ostdeutschen sagen sie haben solche Erfahrungen gemacht. Im Osten sagen dafür mehr Befragte, dass die Begegnungen teils positiv, teils negativ waren (44 zu 37 Prozent). Etwa gleich oft berichten West- und Ostdeutsche über negative Begegnungen (19 bzw. 21 Prozent).

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1040 Personen im Zeitraum vom 21 bis 25. Oktober 2016 repräsentativ befragt.

Foto: Jona Kallgren/AP/Press Association Images