Motive fürs Studieren: Interesse und Karriere oder Elternwunsch und Verlegenheit?

Oktober 06, 2016, 3:54 nachm. GMT+0

Karriere, Trend-Stadt, Eltern-Wunsch: Bei der Studienwahl bestätigen sich zum Teil Geschlechter und Generationenklischees.

Der Semesterstart ist da, und viele neue Studierende fragen sich jetzt vielleicht warum sie sich das angetan haben: Zuerst eine schwierige Wohnungssuche ,dann volle Seminarräume, viel Arbeit und kein Verdienst. Doch wir können beruhigen. Allgemein ist es zwar so, dass das Studium wirkungsvoll vor Arbeitslosigkeit schützt und Akademiker mehr Geld verdienen, die Deutschen sind vom Wert des Studiums überzeugt. Trotzdem fragen sich vielleicht dieser Tage einige Erstsemester ob das eigene Fach das Richtige ist und warum sie eigentlich studieren.

Dabei dominieren in Deutschland bei denen die ihr Studium abgeschlossen haben laut einer aktuellen YouGov-Umfrage Eigeninteresse und Fachliches. Externe Faktoren spielen demnach offenbar kaum eine Rolle und einige Beobachtungen von Bildungsforschern und Küchentisch-Philosophen bestätigen sich.

Ganz vorne bei der Studienmotivation steht das fachliche Interesse: Fast sechs von zehn Deutschen (59 Prozent) sagen sie haben aus Interesse am Fach studiert. Für immerhin 43 Prozent waren die Karrierechancen wichtig. Nur etwa ein Zehntel der Befragten oder weniger gibt an, dass der Wunsch von Eltern oder von Freunden oder etwa der Wunsch in einer bestimmten Stadt zu leben ein Studiengrund war. Auch haben offenbar nur wenige Deutsche ihr Studium aus Verlegenheit begonnen.

Frauen zeigen sich weniger karriereorientiert. Die Hälfte aller Männer (48 Prozent) hat wegen der Karrierechancen in ihrem Fach studiert. Das trifft für auf deutlich weniger Frauen zu: Nur etwa ein Drittel (35 Prozent) hat sich deswegen ins Studium gestürzt. Bei der Karriere-Orientierung bestätigt sich eine weitere Erkenntnis von Bildungsforschern und Küchenphilosophen: Die fleißige junge Generation studiert eher aus Karrieregründen. In den Altersgruppen zwischen 50 bis 59 Jahren und 60 Jahre und älter sagen nur etwa ein Drittel (32 bzw. 35 Prozent), sie hätten aufgrund der Karrierechancen studiert. In den Altersgruppen darunter sagt das die Hälfte aller Befragten (48 bzw. 50 Prozent).

Bei den älteren Deutschen hat der Wunsch der Eltern dabei eine größere Rolle gespielt. Während nur 8 Prozent der 18 bis 29-Jährigen angibt die Eltern hätten Einfluss genommen, sagen das etwa doppelt so viele ältere Menschen. 15 Prozent in der Altersgruppe 60 Jahre und älter sagen, dass sie ihr Studium auf Eltern-Wunsch hin aufgenommen haben. Doch bei jungen Deutschen spielt nicht nur die Karriereorientierung eine größere Rolle, sondern auch Orientierungslosigkeit und die Wahl von trendigen Städten. Dreimal so viele Deutsche zwischen 18 und 29 Jahren wie Über-60-Jährige haben aus Verlegenheit studiert (13 zu 4 Prozent) und doppelt so viele Junge wie Alte weil sie in einer ganz bestimmten Stadt leben wollten (9 zu 4 Prozent).

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in 1039 Personen im Zeitraum vom 6. bis 9. September 2016 repräsentativ befragt.

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