Hart arbeiten oder erst studieren? Deutsche und Briten denken da anders

Oktober 01, 2016, 12:00 nachm. GMT+0

Deutsche glauben mehr an den Wert des Studiums, Briten sagen Arbeiten ermöglicht den besseren Start ins Leben.

„Erstes Gehalt mit 29? Ich hab was Besseres vor“. So wirbt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) um Auszubildende und verspricht schnelles Geld statt endlosem Studium. Doch die Deutschen sehen das offenbar nicht so. eine Mehrheit hierzulande ist vom Wert eines Studiums überzeugt. Das zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage.

Fast vier von zehn Deutschen (38 Prozent) sagen, junge Leute haben einen besseren Start im Berufsleben, wenn sie studieren. Nur etwa die Hälfte folgt dem Werbespruch des Deutschen Handwerks: 22 Prozent der Befragten sagen, es ist lohnender für junge Leute direkt nach der Schule mit der Arbeit zu beginnen, statt auf die Universität zu gehen. Ein Drittel sagt „weder noch“ (34 Prozent).

In Großbritannien hingegen sieht das laut Forschungsergebnissen des YouGov Cambridge Center for Public Policy Research ganz anders aus. Hier denken 38 Prozent der Befragten, dass junge Leute besser direkt Arbeiten gehen sollten nach dem Schulabschluss. Und gleichzeitig ist das Vertrauen in den Wert eines Studiums deutlich geringer. Nur 28 Prozent sagen ein Studium bietet die besseren Startbedingungen ins Leben.

Der Grund dafür könnte die Bildungspolitik der beiden Länder sein. Die hat sich ein den letzten Jahren sehr unterschiedlich entwickelt. „Eine giftige Kombination aus einer starken Steigerung der Studiengebühren bei einer sich verschlimmernden Akademiker-Arbeitslosigkeit hat das Vertrauen der Öffentlichkeit in den die Universität untergraben“, so kommentiert eine Anastasia de Waal vom britischen Think Tank Civitas das Ergebnis. In Deutschland hingegen hat sich die Situation in den letzten Jahren mit Wieder-Abschaffung der eher geringen Studiengebühren sehr anders entwickelt. Auch sind hierzulande Akademiker weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als Arbeitnehmer mit einem anderen Bildungsabschluss

Übrigens denken junge Deutsche ein bisschen mehr so wie die Briten insgesamt. Bei jungen Deutschen ist die Überzeugung ein direkter Start ins Arbeitsleben sei besser weiter verbreitet. In der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren sind davon 30 Prozent überzeugt, bei älteren Deutschen ist es nur etwa ein Fünftel. Zwar sind Akademiker in Deutschland immer noch weniger oft arbeitslos als die Gesamtbevölkerung, doch seit der Wirtschaftskrise sind laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) weniger Meister als Akademiker arbeitslos. Das Handwerk lohnt offenbar.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1048 Personen im Zeitraum vom 23. bis 27. September 2016 repräsentativ befragt.

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