Wählen, Parteien und Demos statt Social Media

September 20, 2016, 1:00 nachm. GMT+0

Die Deutschen sind mehr von der Wirkung von Demonstrationen überzeugt, als die Briten. Junge Deutsche sind zudem generell optimistischer, was die Wirksamkeit politischen Engagements angeht.

Die Volksabstimmung zum Brexit in Großbritannien oder Olympia in Hamburg, der Aufstieg von UKIP und AfD, Demonstrationen gegen TTIP: In den letzten Monaten und Tagen haben die Deutschen und die Briten sich sowohl per Wahl, als auch auf der Straße teilweise spektakulär politisch engagiert. Doch welche Arten des Engagements eignen sich, um die Art wie das Land regiert wird zu beeinflussen? Deutsche und Briten geben auf diese Frage zum Teil unterschiedliche Antworten, doch beide setzen vor allem auf traditionelle Mittel politischen Engagements. Das zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage.

Nach wie vor werden traditionelle Mittel des politischen Engagements in beiden Ländern als am effektivsten eingeschätzt. Drei von vier Deutschen (73 Prozent) sagen die Beteiligung bei Bundestagswahlen ist effektiv und 53 Prozent sagen das über Petitionen. Hier gleichen sich Deutsche und Briten weitgehend.

Die Deutschen glauben zudem offenbar eher an die Wirkung kollektiver Formen politischen Engagements: Während 44 Prozent der Befragten hierzulande die Beteiligung an Demonstrationen für effektiv halten, tun dies nur 28 Prozent der Briten. Und nur ein Drittel der Briten (34 Prozent) schätzt das Engagement in Parteien, während sich mehr als die Hälfte der Deutschen dem parteipolitischen Engagement zugeneigt zeigt.

Die Briten vertrauen stattdessen eher auf individuelles politisches Engagement, wie Parteispenden und die Beeinflussung von Politikern durch das Schreiben von Briefen und E-Mails. Nur 18 Prozent der Deutschen, aber 33 Prozent der Engländer glauben, durch Spenden die Politik beeinflussen zu können. Nur ein Viertel der Deutschen (24 Prozent), aber mehr als ein Drittel der Briten (36 Prozent), schätzt das Anschreiben von Politikern als wirksam ein.

Keine Spur von Politikverdrossenheit zeigen übrigens die Jungen. Die unter 30-Jährigen sind bei fast allen Formen politischen Engagements optimistischer als die Gesamtbevölkerung, was ihre Einflussmöglichkeiten angeht. Doch sie bevorzugen andere Formen des „Politik machens“. Wählen und Petitionen unterschreiben, also niedrigschwelliges politisches Engagement, wird von ihnen etwas weniger häufig als effektiv angesehen. Diese Daten bestätigen andere Studien, wonach es unter Jugendlichen keine Politik-, sondern eine „Politikerverdrossenheit“ gibt.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1048 Personen im Zeitraum vom 13. bis 15. September 2016 repräsentativ befragt. Die Daten aus Großbritannien stammen vom 4. bis 5. September 2016.

Foto: Utrecht Robin/ABACA/PA Images