Auch wer Englisch kann, kritisiert oft Menge der Anglizismen

August 22, 2016, 2:35 nachm. GMT+0

Sich über Lehnwörter aus dem Englischen zu ärgern, heißt noch lange nicht, sie nicht zu nutzen.

Der Friseur und der Computer haben etwas gemeinsam: Beides sind Lehnwörter – Begriffe also, die aus einer anderen Sprache den Weg ins Deutsche gefunden haben. Genau wie „Kojote“ (aus dem Aztekischen), „Alkohol“ (aus dem Arabischen) und viele andere Wörter, die zum Teil heute gar nicht mehr als Fremd- oder Lehnwörter wahrgenommen werden.

So wundert es kaum, dass die große Mehrheit der Deutschen regelmäßig Anglizismen (also Lehnwörter aus dem Englischen) wie „Ok“, „T-Shirt“ und „Internet“ benutzt – sich nicht selten aber dennoch über die Masse der englischen Begriffe beschwert. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage.

Demnach stimmen 71 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass zu viele Anglizismen benutzt werden. Minimal weniger (66 Prozent) sagen das gleiche über Fremdwörter im Allgemeinen.

Interessant dabei: Zwar gibt es etwas weniger Anglizismen-Kritiker unter den Befragten, die angeben, Englisch ohne Probleme zu verstehen. Doch auch in dieser Gruppe machen sie die Mehrheit (60 Prozent) aus. Von denen, die gar kein oder nur wenig Englisch verstehen, sagen sogar vier Füntel (82 Prozent), es würden zu viele Anglizismen genutzt.

Dass jemand sich über Anglizismen ärgert, heißt allerdings noch lange nicht, dass er sie nicht auch benutzt. So sagt auch mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent), die die Zahl der Anglizismen kritisieren, dass sie „oft“ oder „ständig“ das Wort „T-Shirt“ benutzen. Beim „Internet“ sind es sogar 77 Prozent, bei Cool immerhin noch 33 Prozent - wenn überhaupt, dann minimal weniger als bei denjenigen Befragten, die der Aussage nicht zustimmen.

Laut einer Auswertung des Sprachwissenschaftlers Peter Eisenberg ist übrigens etwa jedes dreißigste Wort in deutschen Lexika und Wörterbüchern aus dem Englischen entlehnt – zehn Mal so viele wie 100 Jahre zuvor.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1036 Personen im Zeitraum vom 15. bis 19. August 2016 repräsentativ befragt.

Foto: Petr Studničný/Demotix/Press Association Images