Deutsche Zweifel an Olympia

Paul HiebertData Journalist
August 16, 2016, 12:00 vorm. GMT+0

Im Gegensatz zu Briten und Amerikanern sind die Deutschen wenig überzeugt davon, dass die olympischen Spiele einen positiven Einfluss auf die Welt haben.

Neben Bildern von glücklichen Siegern und enttäuschten Verlierern gab es auch solche, die den olympischen Geist einzufangen scheinen. So wurde ein gemeinsames Selfie der südkoreanischen Turnerin Lee Eun-ju mit ihrer nordkoreanischen Kontrahentin von vielen Beobachtern gefeiert. „Das ist der Grund, wieso wir die olympischen Spiele haben“, hieß es dazu in einem vielgeteilten Tweet. Denn für viele Zuschauer gehört zu den Zielen der olympischen Spiele, die globale Einheit zu fördern – so, wie es die zwei jungen Frauen aus verfeindeten Staaten vormachten, zum olympischen Geist.

Neue Daten aus YouGov Profiles zeigen allerdings, dass nicht jeder an solche Versprechen glaubt. Denn während 72 Prozent der Briten und 68 Prozent der Amerikaner der Meinung sind, dass ein Ereignis wie die olympischen Spiele gut für die internationale Gemeinschaft ist, glauben dies in Deutschland lediglich 52 Prozent. Noch deutlicher wird das in der Gruppe derer, die angeben, Olympia nicht zu verfolgen: Hier glauben 56 Prozent der Briten und 57 Prozent der Amerikaner an eine positive Wirkung von Olympia – und nur 37 Prozent, also deutlich weniger als die Hälfte der Deutschen.

Auch die Wirkung auf die Ausrichterstadt sehen die deutschen besonders kritisch. So glauben hierzulande mehr als zwei Drittel (70 Prozent) der Befragten, dass die olympischen Spiele für den Gastgeber mehr finanzielle Probleme als Vorteile bereiten, während diese Meinung in den USA 55 Prozent und in Großbritannien 48 Prozent vertreten.

Auch bei der Frage, wieso der Fernseher eingeschaltet wird, gibt es Unterschiede. Denn während lediglich 23 Prozent der Deutschen angeben, dass sie bei Olympia vor allem die Sportler aus dem eigenen Heimatland unterstützen, sagen dies in Großbritannien 51 und in den USA 50 Prozent der Befragten – deutlich mehr.

Die Daten aus YouGov Profiles liefern aber noch mehr Informationen darüber, was die Menschen von Olympia halten – sowohl im Positiven als auch im Negativen. Dass einige Olympioniken immer Wege finden werden, zu dopen, da sind sich gut 80 Prozent der Deutschen, Briten und Amerikaner einig. Und immerhin 39 Prozent der Amerikaner, die die Spiele verfolgen sagen, dass sie als Kind davon geträumt haben, selbst einmal dabei zu sein. In Deutschland sagen dies nur 26 Prozent, in Großbritannien 22 Prozent.

Die mit YouGov Profiles analysierten Daten stammen aus einem wöchentlich aktualisierten, bevölkerungsrepräsentativ gewichteten Datensatz (Stand: August 2016). Für diese Analyse wurden über 50.000 Personen in den USA, Großbritannien und Deutschland untersucht, die Fragen zu den olympischen Spielen beantwortet haben.

Foto: Dmitri Lovetsky/AP/Press Association Images