Huaweis Aufholjagd

Markus BraunBis Dezember 2017 Head of Business Unit Reports bei YouGov
August 15, 2016, 8:59 vorm. GMT+0

Der chinesische Telekommunikationskonzern Huawei ist jetzt schon Nummer Eins im Heimatmarkt China. In anderen Ländern will er auch viele Smartphones und Tablets verkaufen – und ist auf einem guten Weg.

Wer in Deutschland ein Smartphone kaufen will, greift in der Regel zu den zwei Marktführern: Samsung oder Apple. Es gibt Alternativen – etwa Sony oder LG – und seit noch nicht allzu langer Zeit auch die chinesische Marke Huawei. Diese Marke war in Deutschland völlig unbekannt, bevor sie mit Smartphones und Tablets hierzulande aktiv wurde. Die anderen asiatischen Anbieter hatten es etwas leichter, weil sie immerhin schon zum Beispiel Fernseher verkauften.

Trotzdem geben immerhin 68 Prozent der Deutschen im YouGov-Markenmonitor BrandIndex an, Huawei zu kennen - in etwa so viele sagen das auch von der Marke Hewlett-Packard, die mit dem Verkauf von Druckern und Desktop-Rechnern schon viele Jahre in Deutschland aktiv ist. Sechs Prozent aller Deutschen besitzen aktuell ein Produkt von Huawei.

Huawei hat von 2014 zu 2015 weltweit rund 50 Prozent mehr Smartphones verkauft – was allerdings weniger am deutschen Markt liegt. Im Heimatland China hat Huawei nämlich in etwa so viele Kunden wie Apple mit den Geräten iPhone und iPad erreicht – Huawei gehört damit zu Chinas erfolgreichstem Verkäufer von Smart Devices. Und die Marke ist die mit der größten Bekanntheit.

Was bietet Huawei?

Manche Analysten sehen für Huawei langfristig Chancen, Samsung und Apple gefährlich zu werden. Die Marke hat ihren Absatz deutlich gesteigert. Allerdings wächst der globale Smartphone-Markt generell, und die anderen Hersteller verkaufen auch deutlich mehr. Es bleiben Fragen: Etwa, was Huawei den Kunden bietet, das die anderen nicht bieten.

Im YouGov BrandIndex sind Ansätze zu erkennen, auch wenn die großen Konkurrenten in der Regel noch deutlich besser aufgestellt sind. In Saudi-Arabien, Frankreich und Malaysia etwa geben tendenziell mehr Kenner der Marke an, ein positives Bild der Qualität von Huawei zu haben als das noch vor ein paar Monaten bzw. Wochen der Fall war. Auch entwickelt sich die Einschätzung des Preis-Leistungs-Verhältnisses positiv.

Huawei hat seinen Umsatz im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40 Prozent steigern können – das liegt wie erwähnt auch an den insgesamt gestiegenen Verkaufszahlen von Smartphones und Tablets. Doch ist in manchen Ländern zu erkennen, dass die Verbraucher Huawei eher in die engere Wahl ziehen als früher und somit die Marke den großen Konkurrenten vielleicht vorziehen. So haben in Frankreich fast doppelt so viele Huawei-Kenner die Marke auf dem Zettel wie noch vor einem Monat. Samsung verliert in diesem Zeitraum leicht.

Huawei dominiert in China

Am interessantesten und zukunftsträchtigsten für Huawei ist sicher der Heimatmarkt China, was sich zum Beispiel an der Bewertung des allgemeinen Eindrucks zeigt. Die Kenner der jeweiligen Marken bewerten Huawei mit +52 Punkten (auf einer Skala von -100 bis +100) – und damit deutlich besser als den zweitplatzierten Vivo (+29). Das iPhone wird derzeit nur mit +18 Punkten bewertet. Dieser Abstand ist eine recht neue Entwicklung und zeigt die aktuell positive Lage für Huawei in China. Ende Mai betrug er nur fünf Punkte zum iPhone. Selbst in Sachen Qualitätswahrnehmung ist Huawei in China wohl bald führend. Lange dominierte hier das iPhone, doch wenn der Trend der vergangenen Monate anhalten sollte, wird Huawei es bald überholt haben. In China würde die Marke dann als diejenige gelten, die die qualitativ besten Smartphones und Tablets baut.

In vielen anderen Ländern der Welt ist die Lage noch eine andere, und Huawei spielt hinter Samsung und Apple eine noch nicht sehr große Rolle. Doch die Entwicklungen in manchen Ländern, in erster Linie China, zeigen: Huawei hat das Potenzial aufzuholen und, wer weiß, womöglich Apple und Samsung sogar gefährlich zu werden.

So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.

Bild: dpa