Nach der Brexit-Entscheidung: Deal or no Deal?

Juli 08, 2016, 12:00 vorm. GMT+0

Die Mehrheit der Briten hofft auf einen guten Deal mit der EU – Franzosen und Deutsche sind aber dagegen. Ein Viertel der Menschen dort ist gegen jede Art von Deal.

Noch immer sind die Details nicht geklärt, wie und wann der Brexit vollzogen wird. Gut zwei Wochen nach dem EU-Referendum im Vereinigten Königreich, bei dem das „Leave“-Lager gewonnen hatte, ordnen sich jetzt erst einmal die Parteien – vor allem die Konservativen – neu. Erst dann soll über die Ausstiegsmodalitäten diskutiert werden, wie ein Abkommen über die Zusammenarbeit aussehen könnte.

Die Briten hoffen dabei auf einen guten Deal und eine enge Zusammenarbeit. Vor allem Franzosen und Deutsche sind allerdings anderer Meinung. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage, für die im Rahmen des YouGov Eurotrack insgesamt gut 8000 Menschen in sieben europäischen Ländern befragt wurden.

Dabei gab gut die Hälfte der Briten (53 Prozent) an, die EU solle ihrem Heimatland ein großzügiges Abkommen anbieten – man sei ja schließlich immer noch Nachbar und ein wichtiger Handelspartner. 29 Prozent der Befragten in Großbritannien sind anderer Meinung – allerdings auch jeweils mehr als die Hälfte der Franzosen und Deutschen. Dort sagen jeweils 53 Prozent, die EU solle Großbritannien kein großzügiges Abkommen anbieten. Die Briten hätten schließlich entschieden, die Europäische Union zu verlassen und sollten keine Gefallen erwarten.

Jeweils etwa ein Viertel der Befragten in Frankreich (29 Prozent) und Deutschland (23 Prozent) sagen sogar, sie sähen es am liebsten, wenn es gar kein Abkommen zwischen Großbritannien und der EU gäbe, nur 7 Prozent der Briten sind ebenfalls dieser Meinung.

Jeder vierte Brite (26 Prozent) – und ein ebenso großer Anteil der Deutschen (25 Prozent) – würden sich stattdessen wünschen, dass das Land versucht, die Entscheidung rückgängig zu machen und Teil der EU zu bleiben. Auch in den skandinavischen Ländern stimmen dem ähnlich große Teile der Bevölkerung zu. Lediglich in Frankreich sind mit 9 Prozent deutlich weniger Befragte dieser Meinung.

Deutlich freundlicher als gegenüber der Londoner Regierung sind die Menschen in allen untersuchten Ländern gegenüber den Schotten. Denn 71 Prozent der Deutschen, 61 Prozent der Franzosen und 67 Prozent der Dänen würden es befürworten, wenn ein unabhängiges Schottland Teil der EU würde.

Davor stünde allerdings ein neues Referendum dort - wie es SNP-Chefin Sturgeon auch schon angekündigt hat. Und auch aus Sicht der meisten im EuroTrack befragten Europäer wird es kommen: 72 Prozent der Deutschen, 68 Prozent der Franzosen und sogar drei von vier Briten (75 Prozent) halten es für „eher“ oder „sehr wahrscheinlich“, dass die Schotten bald wieder an die Urne müssen.

Für den aktuellen YouGov Eurotrack wurden insgesamt 8404 Personen vom 30. Juni bis 5. Juli 2016 in sechs EU- und einem Nicht-EU-Land repräsentativ befragt: 1820 Briten, 2045 Deutsche, 1008 Franzosen, 1020 Dänen, 1030 Schweden, 962 Finnen und 528 Norweger. In Deutschland wurde die Befragung im Rahmen des YouGov Omnibus durchgeführt.

Foto: Daniel Leal-Olivas/PA Wire/Press Association Images

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