Facebook: Einseitige Nachrichtenwahrnehmung - zumindest bei manchen

Mai 19, 2016, 12:00 vorm. GMT+0

Etwa ein Fünftel der Facebook-Nutzer rechts und links der politischen Mitte nehmen bei Facebook eine Einseitigkeit der Nachrichten wahr.

Wann immer sich Kritiker der sozialen Netzwerke äußern, fällt schnell der Begriff der "Filterblase" (Filter Bubble). Seit dem Erscheinen des gleichnamigen Buches des Internetaktivisten Eli Pariser vor einigen Jahren bezeichnet der Begriff die Beobachtung, dass die Menschen zunehmend Nachrichtenangebote konsumieren, die ihrem vorhandenen Weltbild entsprechen - schließlich würden vor allem diese von Freunden und Bekannten im Internet geteilt. Ein Phänomen, dass durch den Facebook-Algorithmus noch verstärkt wird.

Dass es diese "Filter Bubbles" gibt - und sie von den Nutzern erkannt werden, zeigt auch eine aktuelle YouGov-Umfrage. Dabei wurden die Befragten, die Mitglied bei Facebook sind, um eine Selbsteinschätzung ihrer politischen Einstellung genauso gebeten wie um eine Einschätzung der politischen Ausrichtung der Nachrichtenangebote, die ihnen bei Facebook begegnen.

Demnach sagen 21 Prozent der befragten Facebook-Nutzer, die sich selbst als "Links der Mitte" bezeichnen, dass in ihrer Timeline mehr linke Nachrichtenangebote auftauchen, umgekehrt sagen dies 17 Prozent derer, die sich rechts der Mitte verorten, über rechte Nachrichtenangebote. Mehr Nachrichten von "der anderen Seite" sehen nach eigenen Angaben 9 bzw. 4 Prozent, ungefähr gleich viele 22 bzw. 28 Prozent. Dabei könnte das Phänomen der "Filter Bubbles" selbst sogar noch etwas weiter verbreitet sein, als die Zahlen zeigen. Denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass eher linke Nachrichtenangebote von linken Konsumenten als nicht besonders links wahrgenommen werden - und umgekehrt auf der politisch anderen Seite.

Interessanterweise ist außerdem die Beobachtung britischer Facebook-Nutzer eine andere: Dort berichten sowohl eher rechte als auch eher linke Personen von einer Linkslastigkeit in ihren Facebook-Feeds.

Dazu kommt noch ein Unterschied. Insgesamt scheint Facebook in Deutschland deutlich weniger politisch zu sein als auf der Insel. Denn während hierzulande insgesamt 45 Prozent der Facebook-Nutzer sagen, dass sie in ihrer Timeline keine oder nur wenige politische Nachrichten sehen, sagen dies in Großbritannien mit 29 Prozent deutliche weniger.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1198 erwachsene Internetnutzer (darunter 748 Facebook-Nutzer) im Zeitraum vom 13. bis 17. Mai 2016 repräsentativ befragt.

Foto: Dominic Lipinski/PA Wire/Press Association Images

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