Zwei von drei Deutschen würden Tabakwerbung vollständig verbieten

Februar 23, 2016, 1:00 vorm. GMT+0

Den Rauch von Zigarre, Zigarillo und Haschisch finden besonders viele Deutsche unangenehm – ein Werbeverbot würden sie auch für E-Zigaretten befürworten.

Der Markt für E-Zigaretten boomt: 270 Millionen Euro setzte die Branche im vergangenen Jahr um. Und das trotz unklarer Rechtslage: Im Januar erklärte ein Urteil das Bundesgerichtshofes eigentlich den Verkauf von nikotinhaltigen Liquids, die in E-Zigaretten verdampft werden, für illegal. Da allerdings noch in diesem Jahr eine EU-Tabakrichtlinie, die auch den Umgang mit E-Zigaretten regelt, in deutsches Recht umgesetzt werden muss, nehmen viele Händler das Urteil bisher gelassen zur Kenntniss. Immerhin entschied der Bundesgerichtshof im Januar aber schon einmal, dass E-Zigaretten und –Shishas nicht mehr an Kinder und Jugendliche verkauft werden dürfen. Werbe- und Rauchverbote gelten allerdings bislang weitgehend nur für „echte“ Tabakwaren – nicht für den dampfenden Ersatz.

Genau das würde aber die Mehrheit der Deutschen befürworten – ebenso wie ein vollständiges Werbeverbot für alle Rauchprodukte. Das zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage. Demnach würden etwa zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) ein umfassendes Werbeverbot für Tabakwerbung befürworten, 22 Prozent wären dagegen. Vor allem ehemalige Raucher und Menschen, die noch nie geraucht haben, sind für ein solches Werbeverbot: 78 bzw. 81 Prozent von ihnen würden ein entsprechendes Gesetz befürworten. Von den regelmäßigen Rauchern hingegen nur knapp die Hälfte (46 Prozent), 37 Prozent wären dagegen.

Eigentlich hatte der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaf, Christian Schmidt, zumindest ein Außenwerbeverbot in seinen Gesetzesentwurf zur Umsetzung der EU-Tabakrichtlinie aufgenommen. Doch auch dies wurde mittlerweile entschärft – wohl auf Druck von Tabaklobby, Wirtschaftsministerium und Kanzleramt. So dürfte es erst einmal beim aktuellen Stand bleiben, der unter anderem ein Werbeverbot im Fernsehen beinhaltet.

Allerdings dürften diese Regelungen in Zukunft auch für E-Zigaretten gelten – denn das fordert die erwähnte Tabakrichtlinie. Genau wie die Mehrheit der Deutschen: 67 Prozent würden befürworten, E-Zigaretten, die zwar Nikotin, aber keinen Tabak, beinhalten, anderen Rauchwaren rechtlich gleichzustellen, 23 Prozent würden das ablehnen.

Interessant in diesem Zusammenhang: Auch hier sind die regelmäßigen Raucher deutlich seltener (45 Prozent) für die gesetzliche Neuregelung als Ex- (76 Prozent) und Nichtraucher (77 Prozent).

Welcher Rauch am meisten stört

Übrigens sind – zumindest in Nordrhein-Westfalen – E-Zigaretten vom gesetzlichen Rauchverbot in Gaststätten ausgenommen. Allerdings werden sie von Umstehenden auch seltener als störend wahrgenommen als zum Beispiel Zigaretten oder – noch deutlicher – Zigaretten und Zigarillos. Auch das zeigt die YouGov-Umfrage.

So sagen 39 Prozent der Befragten, dass der Rauch einer E-Zigaretten sie „sehr“ oder „eher stört“. Bei Zigaretten sagen dies 57 Prozent, bei Zigarillos sogar 66 und bei Zigarren 67 Prozent. Noch häufiger als störend erfunden wird lediglich der Rauch eines Joints - wobei der ja ohnehin in Deutschland verboten ist. Rechnet man jeweils noch jene Befragten hinzu, die den Rauch zwar nicht per se als störend, aber auch nicht als angenehm empfinden, kommt man auf Werte von 83 (Zigaretten, Joint), 85 (Zigarre) oder sogar 87 Prozent (Zigarillos).

Wenig überraschend sind Nichtraucher deutlich empfindlicher gegenüber jeglicher Art von Rauch als Raucher. Durchaus erwähnenswert ist allerdings, dass die jüngsten Befragten (18 bis 24 Jahre) häufiger sagen, dass Zigarettenrauch sie stört (69 Prozent) als der Rauch eines Joints (64 Prozent).

Schon im vergangenen Jahr hatte sich die Mehrheit der Befragten in einer YouGov-Umfrage für ein Rauchverbot in allen geschlossenen, aber öffentlich zugänglichen Räumen, sowie für die Einführung von Schockbildern auf Zigarettenpackungen, ausgesprochen.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1523 erwachsene Personen im Zeitraum vom 16. bis 19. Februar 2016 repräsentativ befragt.

Foto: Nam Y. Huh/AP/Press Association Images

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