Rechtsruck in Europa: Jeder zweite Deutsche sieht politischen Wandel in der Gesellschaft

Philipp SchneiderHead of Marketing
Dezember 22, 2015, 9:19 vorm. GMT+0

Jeder zweite Bundesbürger (49 Prozent) ist der Ansicht, dass sich die politische Einstellung in der deutschen Gesellschaft in den letzten fünf Jahren nach rechts entwickelt hat. Darüber hinaus sieht jeder Zehnte aber auch eine Entwicklung nach links. Etwa ein Viertel (26 Prozent) glaubt an keinen Richtungswechsel. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage des internationalen Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov, die in Deutschland, Frankreich und Großbritannien durchgeführt wurde.

Aus Sicht der beiden übrigen bevölkerungsreichsten Länder in Europa ist der Richtungswechsel in Deutschland nicht ganz so stark: Rund jeder dritte Franzose (31 Prozent) glaubt, dass sich die politische Einstellung in der deutschen Gesellschaft nach rechts entwickelt hat. Besonders überraschend: Sogar 14 Prozent sehen einen Wandel nach links. Bei den Briten ist die Meinung zu Deutschland ausgewogener (17 Prozent rechts, 15 Prozent links).

Werden Franzosen zu der politischen Einstellung ihrer eigenen Bevölkerung befragt, so ist der Anteil derer, die einen Richtungswechsel nach rechts sehen, mit 42 Prozent ähnlich hoch wie in Deutschland. 17 Prozent von ihnen sehen einen Wandel nach links. Und auch von den Briten glauben 40 Prozent, dass sich die politische Einstellung ihrer Bevölkerung nach rechts entwickelt hat. Jeder Zehnte sieht einen Wandel nach links.

Die Ergebnisse zum Rechtsruck in Deutschland bestätigen auch die Wahlforschung des Instituts INSA-Consulere. Im INSA-Meinungstrend für die BILD-Zeitung erreichte die Alternative für Deutschland (AfD) bereits Anfang November erstmals die Zehnprozentmarke und konnte sich bis zuletzt auf diesem Level halten. Bei anderen Instituten erreichte die AfD einige Wochen später ähnliche Ergebnisse.

Neben dem politischen Wandel in Deutschland glauben darüber hinaus zwei von drei Befragten (68 Prozent), dass es heute mehr rechtsextreme Gewalttaten in der Bundesrepublik gibt als noch vor zehn Jahren. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen YouGov-Umfrage vom August 2015. Laut diesen Befragungsergebnissen fordert die Mehrheit der Deutschen (57 Prozent) auch, dass der Bund und die Länder mehr Geld in den Kampf gegen Rechtsextremismus investieren sollten.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 2013 Personen, in Frankreich 1007 Personen und in Großbritannien 1751 Personen im Zeitraum vom 14. bis 16. Dezember 2015 repräsentativ befragt.

Biild: dpa