Nicht mehr nur nerdig

YouGov
Dezember 07, 2015, 12:28 nachm. GMT+0

Technik-Geschenke sind an Weihnachten beliebt – in diesem Jahr besonders Drohnen oder elektrische, selbstbalancierende Scooter, oft Hoverboards genannt. Wir haben deshalb im YouGov-Markenmonitor BrandIndex analysiert, bei welchen Elektronikmärkten welche Verbrauchergruppen am liebsten ihre Geschenke kaufen.

Betrachten wir die Gesamtbevölkerung, gibt es zunächst wenig Überraschendes: MediaMarkt und Saturn führen nach Indexpunkten – unser Maß für das aus mehreren Einzelkategorien errechnete Gesamtimage einer Marke. Auf der Skala von -100 bis +100 Punkten erreichen die beiden großen Elektronik-Ketten +34 bzw. +32 Punkte, also ein solide positives Image. Auf Platz drei Conrad Electronics mit +27 Punkten. Das ist beachtlich, da Saturn und Media Markt gemeinsam ca. 16mal so viele Standorte haben wie Conrad Electronics. Andere stationäre Händler folgen erst mit großem Abstand: Expert, Euronics und MediMax kommen auf weniger als 20 Punkte. Weil die Marken eine stark unterschiedliche Verbreitung haben und unterschiedlich intensiv werben, werten wir immer nur die Antworten derjenigen Befragten aus, welche die jeweilige Marke zumindest dem Namen nach kennen.

Grenzen wir die Befragten demografisch weiter ein, zeigt sich bei einer Zielgruppe, die für die Händler besonders interessant sein dürfte, eine interessante Verschiebung. Männer zwischen 31 und 50 Jahren sehen Conrad momentan auf Platz eins der Image-Rangliste. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich die drei Elektronikmärkte um diese Zielgruppe und auch Männer in anderen Altersgruppen liefern. Eine Zielgruppe, die wohl selbst gerne Technik unterm Weihnachtsbaum sieht oder in Familien immer noch oft für die Kaufentscheidung bei diesen Produkten zuständig ist. Das ist Spekulation, aber sicher ist: Wenn Conrad Electronics es bei Männern zum bestangesehenen Elektronik-Markt bringt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen den Sprung aus der Nerd-Nische geschafft hat. Jetzt könnte das Erschließen anderer Zielgruppen forciert werden.

Während Conrad sich mit dem „Tekkie X-Mas Geschenke-Finder“ aber doch nicht ganz von seinem Bastler-Image befreien zu wollen scheint, sortiert MediaMarkt seinen Geschenke-Finder nach Angeboten für Männer, Frauen, Jugendliche, Kinder, Eltern und Nerds. Dahinter verbergen sich die üblichen Klischees, aber der Erfolg gibt MediaMarkt Recht: Frauen sehen die Marke im BrandIndex deutlich positiver als Männer, Tendenz steigend. Das gleiche gilt für Saturn.

Zurück zur Männer-Marke Conrad Electronics: Die kommt unter anderem deshalb auf ein so gutes Gesamtimage, weil viele Männer angeben, sie würden Conrad Freunden oder Kollegen weiterempfehlen. Und das Preis-Leistungs-Verhältnis wird als vergleichbar mit MediaMarkt oder Saturn bewertet. Doch wenn wir die Männer fragen, die Conrad kennen, ob sie die Marke beim nächsten Elektronik-Kauf in Betracht ziehen würden, antworten nur 27 Prozent mit Ja. Hier ist langfristig sogar eine leicht fallende Tendenz zu erkennen. Saturn und MediaMarkt kommen jeweils für mehr als 40 Prozent der Männer infrage.

Conrad kann also anders als die beiden größeren Ketten sein ebenbürtiges Image noch nicht in entsprechende Kundenzahlen verwandeln. Ein Weg das zu ändern könnte noch mehr Kommunikation sein. Nur neun Prozent der Deutschen geben an, in den vergangenen zwei Wochen Werbung von Conrad wahrgenommen zu haben. Damit liegt Conrad in dieser Hinsicht auf einem Niveau mit Expert und Euronics, während MediaMarkt und Saturn ein Vielfaches dieser Werte erreichen.

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Bild:dpa