Freizügigkeit in Europa: Wir und die anderen

Dezember 03, 2015, 1:00 vorm. GMT+0

In den Augen vieler Nordeuropäer sollten sich die eigenen Landsleute überall in der EU niederlassen dürfen. In der umgekehrten Richtung sieht es mitunter anders aus.

Jeder EU-Bürger darf sich grundsätzlich innerhalb der Mitgliedsstaaten bewegen, wie er will. Diesen Kernpunkt des Zusammenwachsens Europas schreiben die EU-Verträge fest – wenn auch immer wieder mit Ausnahmen.

Wie die Bürger in insgesamt sechs Mitgliedsländern der EU sowie dem Nichtmitglied Norwegen – wo aufgrund der Teilnahme am Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) die Freizügigkeitsregeln dennoch gelten - zur Freitzügigkeit stehen, zeigt nun eine Umfrage im Rahmen des YouGov Eurotrack. Dabei wurde in jedem der untersuchten Länder die Hälfte der Teilnehmer gefragt, ob Bürger anderer EU-Länder grundsätzlich das Recht haben sollten, sich im jeweiligen Land frei anzusiedeln. Die andere Hälfte der Befragten bekam die umgekehrte Frage: „Sind Sie der Ansicht, dass Menschen aus Deutschland das freie Recht haben sollten in anderen EU-Staaten zu leben und zu arbeiten?“

Während eine große Mehrheit überall zwischen Norwegen und Frankreich die Freizügigkeit für die eigenen Landsleute befürwortet, sieht es bei der Freizügigkeit für den Rest der EU anders aus. Besonders deutlich wird das in Großbritannien: Während 63 Prozent der Briten sagen, dass Briten grundsätzlich überall in der EU wohnen und arbeiten dürfen sollten, sagen nur 36 Prozent, dass EU-Bürger umgekehrt ohne weiteres in Großbritannien arbeiten dürfen sollten.

In Deutschland hat die Freizügigkeit im Gegensatz dazu einen deutlich größeren Stellenwert – und zwar in beide Richtungen. Zwar sprechen sich auch hier deutlich mehr Menschen (82 Prozent), die nach der Freizügigkeit für die eigenen Landsleute gefragt, für diese aus. Aber auch von denen, bei denen es um die Rechte der anderen EU-Bürger ging, ist eine deutliche Mehrheit (64 zu 23 Prozent) für das Recht, überall in der EU arbeiten und leben zu dürfen.

Einen Teil der Erklärung für die relativ geringen Werte in Großbritannien dürfte eine YouGov-Umfrage liefern, die dort Anfang November durchgeführt wurde. Dort sprachen sich mehr Menschen für die Freizügigkeit innerhalb des Commonwealth aus als innerhalb Europas.

Für die Umfrage im Rahmen des YouGov Eurotrack wurden insgesamt 8401 Personen vom 19. bis 24. November 2015 repräsentativ befragt: 1669 Briten, 2012 Deutsche, 1028 Franzosen, 1007 Dänen, 1015 Schweden, 1010 Finnen und 660 Norweger. In Deutschland wurde die Befragung im Rahmen des YouGov Omnibus durchgeführt.

Foto: Chris Radburn/PA Archive/PA Images