VW muss nicht nur in Deutschland um sein Image kämpfen

YouGov
November 16, 2015, 12:26 nachm. GMT+0

Für den BrandIndex befragen wir, das Marktforschungsunternehmen YouGov, täglich Verbraucher in aktuell 14 Ländern zu ihrer Meinung zu bestimmten Marken. Volkswagen ist als globale Marke in allen BrandIndex-Ländern dabei. Wie die Verbraucher Volkswagen in Deutschland und den USA, Brasilien und China einschätzen ist durchaus unterschiedlich. (Hinweis: Wir werten hier nur die Angaben von Verbrauchern aus, die überhaupt angeben die Marke zu kennen.)

In den Augen der Franzosen hat das Image von Volkswagen in den vergangenen Wochen besonders stark gelitten. Als Messwert für das Image gilt der Indexwert, der Einschätzungen zu Qualität, Preis-Leistungs-Verhältnis, Kundenzufriedenheit, Weiterempfehlungsbereitschaft und anderen Kriterien zusammenfasst. Der Index kann zwischen -100 und +100 Punkten liegen. Im September erreichte Volkswagen in Frankreich noch bis zu +43 Punkte, inzwischen sind es -2 Punkte. Das heißt, das Image der Marke ist mittlerweile im Negativen angekommen. Das ist nur in wenigen anderen Ländern der Fall. Außergewöhnlich ist außerdem, dass in Frankreich noch keine Trendumkehr erkennbar ist.

Im vermeintlich umweltbewussten Schweden stürzte das VW-Image nur kurz in den negativen Bereich der Skala, inzwischen sind schon wieder +6 Punkte erreicht. Das liegt auch daran, dass die Schweden VW mittlerweile wieder ein positives Preis-Leistungs-Verhältnis bescheinigen. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern zeigt sich dieser Trend auch im übrigen Skandinavien. Bei der Frage „Welche Marke würden Sie beim Autokauf in Betracht ziehen?“ macht inzwischen schon wieder jeder Fünfte Schwede einen Haken bei VW. Sie sind so nachsichtig mit Volkswagen, dass die Werte fast so steil ansteigen, wie sie vor sechs Wochen gefallen sind.

Der Smog tötet täglich 4.000 Menschen in China. Da überrascht es nicht, dass das Image von VW deutlich weniger gelitten als in Europa. Im Auge der meisten Chinesen dürfte der Abgasskandal eines der kleineren Probleme sein, wenn es um Luftverschmutzung geht. Der Wert rutschte relativ sanft von +31 Punkten auf +18 Punkte ab. Ursache ist, dass die Chinesen laut BrandIndex nach wie vor der Meinung sind, dass Volkswagen gute Leistung fürs Geld bietet. An der guten Kundenzufriedenheit in China hat der Abgasskandal so gut wie gar nichts geändert.

Das hervorragende Image von Volkswagen in Brasilien kann offenbar aktuell gar nichts erschüttern. Zeitgleich mit dem Abgasskandal machte VW auch noch Schlagzeilen, weil im brasilianischen VW-Werk São Bernardo do Campo während der Militärdiktatur Arbeiter gefoltert worden sein sollen. Ehemalige Mitarbeiter klagen nun auf Entschädigung. Doch selbst die Reputation von VW als Arbeitgeber, die wir als eine Kategorie im BrandIndex erfassen, hat unter alldem in Brasilien kaum gelitten.

In den USA wo der Skandal das Tageslicht erblickte, verharrt das Image von Volkswagen seither im negativen Bereich bei -5 Punkten. Die Verbraucher in dem traditionell wichtigsten Auslandmarkt für deutsche Automobilhersteller sind mittlerweile sogar überwiegend der Meinung, dass VW Autos schlechter Qualität herstellt. So weit gehen Verbraucher in keinem anderen der im BrandIndex vertretenen Länder.

Nach Ansicht der Deutschen stagniert das Image von VW nach einem tiefen Sturz im niedrigen positiven Bereich. Auch andere Werte sind gleichbleibend: etwa unser Messwert für die Aufmerksamkeit und der für den Gesprächswert. Beide verharren auf einem sehr hohen Niveau, sodass von einem Abflauen des Skandals in der öffentlichen Wahrnehmung wahrlich noch nicht die Rede sein kann. Es gelingt Volkswagen bisher auch nicht, mit seinen Aufklärungsversuchen zu überzeugen. Was deutsche Verbraucher an Nachrichten über VW wahrnehmen, werten nur die wenigsten als positiv.

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Bild: dpa