Der Islam gehört für Viele immer noch nicht zu Deutschland

September 24, 2015, 12:00 vorm. GMT+0

Zwei von drei Deutschen sagen, ihre Heimat sei ein Einwanderungsland. Doch dass der Islam zu Deutschland gehört, findet nur jeder Vierte – wie vor fünf Jahren.

So deutlich wie in diesem Jahr hatte es Angela Merkel bislang noch nicht gesagt. „Es ist offenkundig, dass der Islam inzwischen unzweifelhaft zu Deutschland gehört“, verkündete die Bundeskanzlerin im Juli auf einem Empfang in Berlin – und bezog sich auf eine Rede des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, der mit einer ähnlichen Aussage vor fünf Jahren für großes Aufsehen gesorgt hatte.

Doch die Mehrheit der Deutschen ist immer noch nicht dieser Meinung. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach würde nur jeder vierte Befragte (23 Prozent) der Aussage „Der Islam gehört zu Deutschland“ eher oder voll und ganz zustimmen, knapp drei von vier Befragten (72 Prozent) sind anderer Meinung.

Besonders groß ist die Ablehnung dabei zum einen bei Merkels eigenen Wählern: Nur 18 Prozent der Unions-Anhänger sagen, der Islam gehöre zu Deutschland, 77 Prozent sind anderer Meinung. Bei den Grünen-Wählern hingegen liegen beide Gruppen fast gleichauf (48 Prozent stimmen zu, 46 sind anderer Meinung).

Zum anderen widersprechen der These in Ostdeutschland deutlich mehr Menschen (81 Prozent) als in Westdeutschland (70 Prozent). Interessant dabei: Auch im als christlich-konservativ geltenden Bundesland Bayern entspricht die Zustimmung (25 Prozent) der im Rest der Bundesrepublik.

Kurz nach der Rede Christian Wulffs am Tag der Deutschen Einheit – an dem seit einigen Jahren auch der „Tag der offenen Moschee“ veranstaltet wird – hatte YouGov im Auftrag der Bild-Zeitung schon einmal nach der Zustimmung zu dem Satz gefragt. Auch damals hatten 66 Prozent der Befragten gesagt, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, 24 Prozent stimmten Wulff zu.

Deutschland – ein Einwanderungsland

Eine weitere These, die über Jahrzehnte immer wieder bestritten wurde, ist allerdings mittlerweile in den Augen vieler Deutscher Realität. Zwei von drei Befragten (68 Prozent) in der aktuellen YouGov-Umfrage stimmen dem Satz „Deutschland ist ein Einwanderungsland“ zu, 28 Prozent stimmen nicht zu.

Auch hier zeigen sich die bereits bekannten Unterschiede: 70 Prozent Zustimmung in Westdeutschland stehen 61 Prozent in der ehemaligen DDR gegenüber, genauso wie 62 Prozent bei den Anhängern von CDU und CSU 94 Prozent Zustimmung bei den Grünen gegenüberstehen.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1171 Personen im Zeitraum vom 18. bis 22. September 2015 repräsentativ befragt.

Foto: dpa