Jeder dritte Arbeitnehmer hält seinen Job für sinnlos

August 26, 2015, 12:00 vorm. GMT+0

Die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer glaubt, mit der eigenen Arbeit einen sinnvollen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Doch nicht jeder ist dieser Meinung.

Der Autor und Kapitalismuskritiker David Graeber prägte vor zwei Jahren den Begriff der „Bullshit Jobs“. Er meint damit jene Arbeitsstellen, die nur aufgrund aufgeblähter Verwaltungsapparate in Firmen und Behörden existieren und die eigentlich völlig nutzlos sind. Schließlich, so Graeber, hätte andernfalls die Technisierung dafür sorgen müssen, dass wir wesentlich weniger arbeiten als vor Jahrzehnten.

Fragt man die Arbeitnehmer in Deutschland, USA und Großbritannien, so geben zwischen einem Viertel und gut einem Drittel der Befragten an, dass ihr Job keinen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leistet. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage, die in allen drei Ländern durchgeführt wurde. Demnach halten 24 Prozent der amerikanischen, 35 Prozent der deutschen und sogar 37 Prozent der britischen Arbeitnehmer ihren Job für sinnlos. Allerdings: Die Mehrheit in allen drei Ländern ist der Meinung, dass sie mit ihrer Arbeit einen sinnvollen gesellschaftlichen Beitrag leistet.

Interessant dabei: Während es in den USA einen deutlichen Zusammenhang gibt zwischen dem Einkommen und der wahrgenommenen Sinnhaftigkeit der Arbeit, existiert dieser in Deutschland nicht. Hierzulande halten fast genau gleich viele Menschen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 2000 Euro ihren Job für sinnvoll (58 Prozent) wie Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von über 3000 Euro (57 Prozent).

Zudem ist es durchaus möglich, einen Job zu haben, den man zwar für gesellschaftlich sinnlos hält, der einen aber trotzdem erfüllt. Denn in allen drei Ländern, insbesondere aber in Großbritannien und Deutschland, liegt der Anteil derer, die angeben, ihren Job erfüllend zu finden, deutlich höher als bei der Frage nach dem gesellschaftlichen Sinn.

So geben jeweils etwa zwei Drittel der Befragten (Deutschland: 68 Prozent, USA: 67 Prozent, Großbritannien: 63 Prozent) an, dass sie ihren Job „sehr“ oder „eher erfüllend“ finden. Und zwar je mehr, desto besser die finanzielle Situation ist: Während 65 Prozent der deutschen Arbeitnehmer mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 2000 Euro im Monat ihren Job erfüllend finden, sind es bei den Arbeitnehmern, deren Haushalt zwischen 2000 und 3000 Euro zur Verfügung hat, schon 68 Prozent. Von den Arbeitnehmern, deren Einkommen darüber liegt, finden sogar drei Viertel Erfüllung in ihrer Arbeit.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 539 Arbeitnehmer im Zeitraum vom 21. bis 25. August 2015 repräsentativ befragt. In Großbritannien wurden 849 Arbeitnehmer am 10. und 11. August befragt, in den USA 481 zwischen dem 11. und 12. August.

Fotos: AP Photo/Nati Harnik

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