Deutsche haben kein Vertrauen in Cyber-Abwehr

August 07, 2015, 8:43 vorm. GMT+0

Weder Staat noch Unternehmen genießen Vertrauen im Kampf gegen Cyber-Kriminelle. Und viele Deutsche sind besorgt, einmal persönlich betroffen zu sein.

Trojaner, Hacker und Viren: Weltweite Auseinandersetzungen zwischen Staaten, Unternehmen und teilweise Privatleuten werden längst auch mit und in Computersystemen ausgefochten.

Nur wenige Deutsche haben allerdings Vertrauen in die hiesige Regierung und Unternehmen, ihre Daten zu schützen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach glaubt nur jeder vierte Befragte (26 Prozent), dass deutsche Unternehmen ihre Computersysteme ausreichend schützen können, zwei Drittel (64 Prozent) glauben dies nicht. Der Bundesregierung und Behörden vertrauen sogar noch weniger: Dass wichtige staatliche Systeme ausreichend geschützt sind, glaubt nur jeder Fünfte (21 Prozent), 70 Prozent sind anderer Meinung. Damit ist das Vertrauen noch kleiner als in den USA, wo immerhin etwa jeder Dritte an die Abwehr-Fähigkeiten von Staat und Unternehmen glaubt.

Ein Grund für das fehlende Vertrauen dürfte sein, dass erst vor wenigen Monaten das Bundestags-Netzwerk von Hackern mit Trojanern infiziert wurde und jetzt in den Parlamentsferien weitgehend ausgetauscht wird. Die Daten normaler Bürger seien nicht betroffen, heißt es aus der Politik. Doch eine knappe Mehrheit der Befragten (51 Prozent) glaubt, in Zukunft auch persönlich von solchen Cyber-Angriffen betroffen sein zu können – etwa, weil Hacker Zugriff auf persönliche Informationen bekommen, wie nach diversen Angriffen auf Software- und Internetfirmen.

Zum Schutz vor solchen Angriffen gibt es in Deutschland eigentlich schon seit 2011 ein nationales Cyber-Abwehrzentrum als Koordinierungsstelle verschiedener Behörden. Doch aktiv in den "Cyberkrieg" greift Deutschland laut Regierungsaussagen bislang nicht ein - noch nicht. Allerdings glaubt die Mehrheit der Befragten (56 Prozent), dass das Land auch heute schon an solchen Attacken beteiligt ist. Wünschenswert hält diese dabei nur jeder Fünfte (19 Prozent).

Dabei gibt es nicht einmal große Unterschiede zwischen den Wählern der im Bundestag vertretenen Parteien. Der Anteil der Cyber-Krieg-Befürworter variiert zwischen 17 Prozent (Linke-Wähler) und 23 Prozent (Unions-Wähler). Die große Mehrheit in allen Wählergruppen lehnt staatliche Cyber-Angriffe ab.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1153 Personen im Zeitraum vom 24. bis 28. Juli 2015 repräsentativ befragt.

Fotos: Dominic Lipinski/PA Wire