Griechenland: Mehrheit der Deutschen sieht Rettungspaket kritisch

Juli 23, 2015, 12:00 vorm. GMT+0

Die Einigung in den Verhandlungen mit Griechenland kommt bei den Deutschen nicht gut an. Nur jeder Sechste glaubt, dass ein neues Rettungspaket etwas bringt.

Im Austausch für weitere tiefgreifende Reformen könnte Griechenland wohl doch ein neues Rettungspaket über 86 Milliarden Euro bekommen. Darauf hatten sich Anfang vergangener Woche die Euro-Finanzminister und die griechische Regierung verständigt. Wenige Tage später stimmte auch der deutsche Bundestag dem Paket zu, auch die Parlamente und Regierungen in anderen Euro-Staaten haben ihr Ok gegeben.

In der Bevölkerung kommt der Deal zumindest in Deutschland allerdings nicht gut an. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach bewertet gut die Hälfte der Befragten (56 Prozent) den Deal als „eher“ oder „sehr“ negativ, nur jeder Dritte (29 Prozent) sieht ihn positiv. Ähnliches findet sich dabei auch in den einzelnen Wählergruppen, wobei die positiven Bewertungen zwischen 40 Prozent (SPD-Anhänger) und 24 Prozent (Linke-Anhänger) variieren.

Noch schlechter als der Deal selbst werden seine Erfolgschancen eingeschätzt: Lediglich jeder sechste Befragte (17 Prozent) hält es für wahrscheinlich, dass es mit der griechischen Wirtschaft in der geplanten Laufzeit des Rettungspaketes, also den kommenden drei Jahren, wieder aufwärts geht. Drei von vier Befragten (75 Prozent) glauben dies nicht.

Und was ist mit dem Grexit?

Doch auch einen baldigen „Grexit“ halten viele Deutsche für unwahrscheinlich. Nur gut jeder Dritte (37 Prozent) glaubt, dass Griechenland innerhalb der nächsten sechs Monate die Eurozone verlassen muss. Anfang des Monats – vor der Einigung auf ein neues Rettungspaket – hatten dies noch 61 Prozent geglaubt. Mittlerweile hält knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) einen Grexit binnen eines halben Jahres für unwahrscheinlich.

Zudem ist die Option „Grexit“ weniger beliebt als in der Vergangenheit. Zwar sind immer noch mehr Menschen für als gegen einen Austritt Griechenlands aus dem Euro. Allerdings ist der Anteil der ersteren Gruppe auf dem relativ niedrigen Niveau der Vorwoche geblieben. Weiterhin knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) ist dafür, dass Griechenland den Euro verlässt, gut jeder Dritte (34 Prozent) dagegen. Im März hatten noch 59 Prozent der Deutschen einen Grexit bevorzugt, nur jeder Vierte (23 Prozent) war damals dafür, dass Griechenland Teil der Eurozone bleibt.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1380 Personen im Zeitraum vom 14. bis 17. Juli 2015 repräsentativ befragt.

Fotos: Geert Vanden Wijngaert/AP/Press Association Images / Petros Giannakouris/AP/Press Association Images (Umfragebild)

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