Mehrheit der Deutschen zufrieden mit Iran-Deal

Juli 21, 2015, 10:54 vorm. GMT+0

Die Zustimmung zum Atom-Deal mit Iran ist in Deutschland und Großbritannien größer als in den USA. Doch auch hierzulande gibt es Zweifel, wie ernst es dem Land ist.

Die Einigung im Atomstreit mit Iran in der vergangenen Woche gilt als historisch. Wenn das Land seine nuklearen Ambitionen zurückfährt und keine Atomwaffen entwickelt, sollen die drastischen Wirtschaftssanktionen zügig abgebaut werden. Wenige Tage später hat auch der UN-Sicherheitsrat dem zugestimmt. Beim ersten Besuch eines deutschen Ministers nach Jahrzehnten sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel allerdings, dass auf die Einigung noch weitere Schritte folgen müssten – und nannte vor allem Menschenrechte und eine Entspannung im Verhältnis zu Irans „Erzfeind“ Israel als wichtige Punkte.

Die Mehrheit der Deutschen begrüßt die Einigung mit dem Iran – auch wenn es eine große Unsicherheit gibt, dass sich das Land an den Deal hält. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage, die in Deutschland, den USA und Großbritannien durchgeführt wurde. Alle drei Länder hatten bei den jahrelangen Verhandlungen mit am Tisch gesessen.

Demnach befürworten in Deutschland (62 Prozent) und Großbritannien (66 Prozent) jeweils etwa zwei Drittel der Befragten die Einigung, in den USA immerhin 43 Prozent. Dort ist die Ablehnung entsprechend groß: Insgesamt jeder dritte Amerikaner (30 Prozent) ist gegen den Deal – bei den Republikanern sogar mehr als die Hälfte (55 Prozent).

In Deutschland gibt es kaum Unterschiede zwischen den Wählern der im Bundestag vertretenen Parteien. Der Anteil der Befürworter liegt dort zwischen 69 Prozent (CDU/CSU) und 78 Prozent (Grüne). Lediglich unter den Nichtwählern liegt der Anteil der Befürworter sehr niedrig (48 Prozent) – jeder Dritte von ihnen gab allerdings an, nicht genug über den Deal zu wissen.

Eine Erklärung für die Unterschiede in der Bewertung des Deals könnte sein, dass wesentlich mehr Briten und Deutsche daran glauben, dass Iran sich an die Abmachung halten wird. Während in den USA nur jeder Vierte (23 Prozent) „eher“ oder „sehr“ zuversichtlich ist, dass das Abkommen das Land davon abhält, Atomwaffen zu entwickeln, tun dies in den beiden europäischen Staaten deutlich mehr. Immerhin jeder dritte Brite (35 Prozent) und sogar knapp die Hälfte der Deutschen (40 Prozent) ist zuversichtlich, dass der Deal eingehalten wird.

Und wenn nicht? Dann wären zwei von drei Amerikanern (64 Prozent) damit einverstanden, wenn die USA und ihre Alliierten militärisch gegen Iran vorgehen würden, 18 Prozent wären dagegen. In Großbritannien und Deutschland ist in dieser Frage die Gesellschaft gespalten: Auf der Insel gäbe es eine relative Mehrheit für ein militärisches Eingreifen (44 Prozent dafür, 32 Prozent dagegen), während sich das Verhältnis hierzulande umdreht. 46 Prozent der deutschen Befragten wären auch bei einem Bruch des Abkommens dagegen, militärisch gegen Iran vorzugehen, 37 Prozent wären in einem solchen Fall dafür.

Hier finden Sie einen Artikel zu den amerikanischen Ergebnissen.

In Deutschland wurden auf Basis des YouGov Omnibus 1380 Personen im Zeitraum vom 14. bis 17. Juli 2015 repräsentativ befragt.

Fotos: Parspix/ABACA/Press Association Images / Ebrahim Noroozi/AP/Press Association Images (Umfragebild)

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