Mehrheit für WM-Boykott

Juni 01, 2015, 1:47 nachm. GMT+0

Die meisten Deutschen halten den Fußball-Weltverband Fifa für korrupt – und Präsident Sepp Blatter auch. Mehr als die Hälfte würde deshalb einen WM-Boykott befürworten.

Sepp Blatter bleibt weitere vier Jahre Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa. Überschattet wurde seine Wiederwahl allerdings von Ermittlungen des FBI – und der Festnahme mehrerer Verbandsfunktionäre. Bei den Vorwürfen geht es um Korruption im großen Stil.

Dass es beim Fußballweltverband korrupt zugeht, davon ist eine Mehrheit der Deutschen überzeugt – und auch, dass die Fifa-Spitze und Blatter selbst darin verwickelt sind. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage.

Demnach sagt eine überwältigende Mehrheit der Befragten (88 Prozent), dass es „wahrscheinlich Korruption in den Geschäftstätigkeiten der FIFA gegeben habe. Unter den Befragten, die angeben, dass sie sich für Fußball „ein wenig“ oder „sehr“ interessieren, sagen dies sogar 93 Prozent. Auch im vergangenen Herbst glaubte schon eine breite Mehrheit an eine korrupte Fifa. Die Überzeugung ist allerdings seitdem noch gewachsen.

Eine breite Mehrheit derer, die die Fifa für Korrupt halten, ist dazu noch überzeugt, dass Korruption und Fehlverhalten weitverbreitet sind (87 Prozent) und dass sogar Fifa-Präsident Blatter persönlich in die Korruption verwickelt ist oder war (81 Prozent). Auch hier sind die Werte bei den Fußbalinteressierten noch etwas drastischer: 89 Prozent von ihnen glauben, dass Korruption und Fehlverhalten in der gesamten Fifa weiterverbreitet sind, 84 Prozent derer, die sich für Fußball interessieren sind der Überzeugung, dass auch Blatter involviert ist.

Was aber können die nationalen und kontinentalen Verbände tun, um gegen die schier übermächtige Fifa anzukommen? Unter anderem Michel Platini, Präsident des europäischen Verbandes Uefa, hat angedeutet, dass ein Boykott der nächsten Weltmeisterschaften durch alle oder mehrere europäische Nationalmannschaften denkbar wäre. Und Englands Fußball-Verbandschef Greg Dyke hat diese Forderung am Montag noch einmal wiederholt.

In der deutschen Bevölkerung wie bei den Fußballinteressierten würde ein Boykott durchaus Freunde finden. Jeweils etwa die Hälfte der Befragten findet, dass die gesamte Uefa (Gesamtbevölkerung:53, Fußballinteressierte: 54 Prozent) beziehungsweise die deutsche Fußballnationalmannschaft (Gesamt: 50, Fußballinteressierte: 51 Prozent) die WM boykottieren sollte, wenn es keine Reformen innerhalb der Fifa gibt, um jegliche Korruption abzuschaffen. Im Herbst hatte es noch keine Mehrheit für einen WM-Boykott gegeben.

In Großbritannien ist die Stimmung ähnlich wie in Deutschland: Eine Mehrheit glaubt, dass Korruption bei der Fifa weitverbreitet ist. Und mehr als die Hälfte ist der Meinung, dass Uefa und die englische Fußballnationalmannschaft die WM boykottieren sollte, wenn es keine Reformen innerhalb der Fifa gibt.

Bei einer YouGov-Umfrage im März hatte sich eine Mehrheit dafür ausgesprochen, Katar die Fußball-WM 2018 zu entziehen.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1.006 Personen im Zeitraum vom 29.05. bis 1.06.2015 repräsentativ befragt. Davon gaben 560 Befragte an, sich "sehr" oder "ein wenig" für Fußball zu interessieren.

Foto: Christophe Ena/AP/Press Association Images/ John Walton/EMPICS Sport (Umfragebild)


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