Bevölkerung freundet sich langsam mit Betreuungsgeld an

April 27, 2015, 12:00 vorm. GMT+0

Immer mehr Deutsche halten die „Herdprämie“ für sinnvoll. Trotzdem glauben Viele, dass sie vom Bundesverfassungsgericht gekippt wird.

Das Betreuungsgeld könnte rechtswidrig sein. Das hat das Bundesverfassungsgericht, das sich seit Mitte April mit der spöttisch „Herdprämie“ genannten Familienleistung beschäftigt, bereits angedeutet. So ist vor allem unklar, ob der Bund das Gesetz überhaupt hätte erlassen dürfen – und nicht die Länder dies hätten selbst regeln müssen.

Mehr als ein Drittel der Deutschen kann sich durchaus vorstellen, dass das Gesetz so gekippt wird. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach glauben 37 Prozent der Befragten, dass Karlsruhe das Betreuungsgeld „wahrscheinlich“ oder „bestimmt“ für verfassungswidrig erklären wird. Jeder Fünfte glaubt, dass dies „wahrscheinlich“ oder „bestimmt nicht“ passieren wird.

Schon vor seiner Einführung war das Betreuungsgeld umstritten. Es sei ein Rückfall zu vergangenen Familienbildern, heißt es seitdem von Kritikern. Doch die Zahl derer, die die Prämie für sinnvoll halten, ist seit der Einführung gestiegen. Hielten sie bei einer YouGov-Umfrage im Juni 2013 lediglich 28 Prozent für sinnvoll, liegt deren Anteil heute mit 42 Prozent deutlich höher.

Besonders hoch ist die Zustimmung dabei unter anderem weiterhin bei den Jüngeren – 57 Prozent der 18- bis 24-Jährigen halten das Betreuungsgeld für sinnvoll – und, wenig überraschend, bei den Unionswählern (48 Prozent). Besonders klein ist sie dagegen zum Beispiel bei Menschen, die in der Stadt leben (32 Prozent), und Menschen aus Ostdeutschland (37 Prozent).

Wenig überraschend ist auch der verhältnismäßig hohe Anteil von Menschen mit geringem Einkommen, die das Betreuungsgeld sinnvoll finden. Knapp die Hälfte (48 Prozent) derer mit einem Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1000 Euro tun dies.

Doch das bedeutet nicht automatisch, dass diese Menschen das Betreuungsgeld auch selbst in Anspruch nehmen würden. Denn das würde nur gut jeder Vierte (26 Prozent) aus den unteren Einkommensschichten tun – ein genauso großer Anteil wie in der Gesamtbevölkerung.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1233 Personen im Zeitraum vom 17.04. bis 21.04.2015 repräsentativ befragt.

Foto: AP Photo/Thomas Kienzle / Dominic Lipinski/PA Wire (Umfragebild)

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