Lufthansa und Germanwings: Ungleiche Partner

YouGov
April 08, 2013, 8:20 vorm. GMT+0

Rote Zahlen seit Jahren – damit soll jetzt Schluss sein. Die Lufthansa verschiebt einen Großteil ihrer Kurzstrecken-Verbindungen zu ihrer Billig-Airline Germanwings. Gespart wird unter anderem beim Personal. Ab Juli will Germanwings sich neu aufstellen, doch der gerade in Kraft getretene Sommerflugplan gibt schon die Richtung vor. Das macht sich vor allem in Hamburg bemerkbar, von wo Germanwings jetzt 15 europäische Ziele ansteuert. Wer Lufthansa gebucht hatte, wird automatisch umgebucht. Doch Passagieren ist es nicht egal, mit welcher Fluggesellschaft sie unterwegs sind.

Das zeigt der YouGov-Markenmonitor BrandIndex überdeutlich. Rund 150 Imagepunkte trennen die bestangesehene und die am schlechtesten bewertete Fluggesellschaft auf der 200 Punkte umfassenden Skala: Ryanair bleibt sich als Tiefflieger unter den im BrandIndex vertretenen Fluggesellschaften mit aktuell -68 Punkten treu. Ganz oben hingegen findet sich die Lufthansa mit +80 Punkten. Germanwings landet im Mittelfeld und kann mit der Muttergesellschaft nicht mithalten. Der Billigflieger rangiert auf rund +20 Punkten. Dazwischen liegen Wettbewerber wie Air Berlin (+33) und TUIfly (+55). Der Konzern riskiert also, dass Kunden, die nicht mehr von Lufthansa bedient werden, bei der Konkurrenz einchecken, statt in eine Germanwings-Maschine zu steigen.

Das Image der größten deutschen Airline hat im vergangenen Jahr deutlich gelitten. Schlechte Zahlen, Streiks und Chaos durch die Verzögerungen beim Berliner Flughafenbau ließen die Lufthansa in der Gunst der Kunden sinken. Condor und Swiss, die auf dem Level zwischen +60 und +70 Imagepunkten um Rang 2 und 3 wetteifern, genossen im September und Oktober 2012 sogar kurzzeitig ein besseres Image als die Lufthansa. Zwar hat sie sich inzwischen erholt, doch die Verschiebung der meisten Kurzstrecken – und Stammkunden – zu Germanwings dürfte das Image kaum weiter steigen lassen.

Auch Germanwings geriet 2012 in Turbulenzen und büßte Punkte ein. Es wurden Zwischenfälle bekannt, bei denen es zu Gas- oder Rauchbildung im Cockpit gekommen war. Sonst beständig deutlich im Plus, näherte sich Germanwings im Oktober 2012 gefährlich negativen Imagewerten. Wie die Muttergesellschaft hat sich die Marke aber vergleichsweise schnell wieder von den Rückschlägen erholen können.

Wie schwach Germanwings derzeit positioniert ist, zeigen auch die anderen Dimensionen des BrandIndex. So überrascht, dass Germanwings in Sachen Preis-Leistungsverhältnis nicht besonders gut abschneidet - Muttermarke Lufthansa schneidet in diesem Punkt interessanterweise wesentlich besser ab. Ähnliches gilt auch für die Qualitätswahrnehmung der Verbraucher, was jedoch weniger verwundert.

Ob die neue Strategie also letztlich wirklich den gewünschten Erfolg zeigen wird, dürfte auch maßgeblich davon abhängen, welche Kommunikationsmaßnahmen die Lufthansa in Sachen Markenpositionierung treffen wird.

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Bild: dpa