iPhone 6: Hype mit Substanz?

YouGov
September 29, 2014, 12:15 nachm. GMT+0

Kaum eine Nachrichtenseite, kaum eine Zeitung, in der in den vergangenen Wochen nicht beinahe täglich eine Meldung zu den neuen Apple-Smartphones erschienen ist. Jedes Detail des iPhone 6 wurde besprochen. Wie üblich wurde die neue Generation zuerst oftmals überschwänglich verkündet, dann der erste Käufer gefeiert, beziehungsweise wegen seines Missgeschicks – er ließ das Gerät direkt fallen – verspottet, und später wurden die Unzulänglichkeiten der Geräte genüsslich ausgebreitet.

Dass der Wirbel um Apple und die iPhones größtenteils nur heiße Luft ist, zeigt der BrandIndex, der Markenmonitor von YouGov. In den täglichen repräsentativen Umfragen unter Verbrauchern ist derzeit eine deutlich gestiegene Aufmerksamkeit für Apple insgesamt und das iPhone zu sehen. In den vergangenen zwei Wochen gab durchschnittlich gut ein Drittel der Befragten an, etwas über das Smartphone gehört zu haben. Ein höherer Wert als vor einem Jahr, als ein Update der fünften iPhone-Generation vorgestellt wurde und in die Läden kam. Vergleichbar, wenn auch sehr viel ausgeprägter, die Werte aus den USA: Im Gegensatz zum vergangenen Jahr erreicht Apple hier aktuell mehr als die Hälfte der Verbraucher.

Dass es sich dabei um einen Hype handelt, legt eine andere Dimension des BrandIndex nahe. Die Frage, ob sie beim nächsten Handykauf ein iPhone in Betracht ziehen würden, beantworten in Deutschland aktuell kaum mehr Menschen mit „Ja“ als sonst. Nur viele, die schon mal ein iPhone besessen haben oder aktuell eines besitzen, haben jetzt wieder mehr Lust bekommen, eines zu kaufen. Es gehört zu einem Hype, dass er vergänglich ist. So war es bisher auch beim iPhone. Apple-Geräte werden eben nur ein Mal (oder seltener) im Jahr erneuert, und das iPhone ist Apples wichtigstes Hardware-Produkt. Dementsprechend ist die Aufmerksamkeit für Apple im Rest des Jahres eher gering.

Ganz anders Apples Hauptkonkurrent Samsung: Das koreanische Unternehmen generiert ein relativ konstant bleibendes Aufmerksamkeitsniveau. Es hat im Juli sogar den bevorstehenden iPhone-Erscheinungstermin genutzt, um humorvoll für seine eigenen Produkte zu werben. Der BrandIndex zeigt: Auch wenn Apple gerade alle Augen und Ohren auf sich zieht, übers Jahr gemittelt liegt Samsung deutlich vor Apple, macht mehr von sich reden und erreicht mehr Menschen. In Deutschland. In den USA, Apples Heimatland, liegt die iPhone-Marke vorn.

Sicherlich wird Samsung in Deutschland bald wieder die Oberhand in puncto Aufmerksamkeit gewinnen. Doch es könnte sein, dass Apple in diesem Jahr vom iPhone-Hype stärker profitiert als sonst – vor allem, was sein Image angeht. Ein Indiz: der Buzz. Dieser Wert zeigt an, wie positiv oder negativ eine Marke im Gespräch ist. Schlägt er positiv aus, kann dies ein Hinweis auf erfolgreiche Imagepflege sein. Und Apple und das iPhone schneiden im Buzz anders als 2013 dieses Jahr eindeutig positiv ab.

Das könnte daran liegen, dass Apple nicht nur neue Handys vorgestellt, sondern mit der Apple Watch auch seinen Einstieg in den Markt mit Wearables angekündigt hat.
Das wird viele Verbraucher positiv überrascht haben, denn ihrer Meinung nach ist iPhone-Erfinder Apple längst nicht mehr die innovativste Marke im Markt, sondern Samsung. Vor der Apple-Präsentation im August 2014 entschieden sich bei einer repräsentativen YouGov-Umfrage, welche Smartphone-Marke sie für besonders innovativ halten würden, 52 Prozent für Samsung.

Apple wurde lediglich von 35 Prozent der Befragten genannt. Gerade in Deutschland werden zum positiven Buzz die Aussagen des Apple-Chefs Tim Cook beitragen, dass Apple großen Wert auf Datenschutz lege. Solche Imagepolitur kann Apple gut gebrauchen. In der Gesamtbewertung des BrandIndex kommt das Unternehmen lediglich auf +20 Punkte (auf einer Skala von -100 bis +100). Von Samsung halten die Deutschen viel mehr und vergeben satte +52 Punkte.

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Bild: dpa