Welchen Messenger die Deutschen wollen

YouGov
März 04, 2014, 12:14 nachm. GMT+0

19 Milliarden Dollar – so viel wie Mark Zuckerberg hat noch nie jemand für eine App gezahlt. Der Facebook-Gründerkauft mit WhatsApp ein Unternehmen mit 55 Mitarbeitern, das „auf dem besten Weg ist eine Milliarde Nutzer zu vernetzen“, so hat er es selbst gesagt. Der Markenmonitor BrandIndex weist WhatsApp generell ein gutes Image aus. Briten, Franzosen, US-Amerikaner und Deutsche sind sich in ihrer Gesamtbewertung für den Messenger ziemlich einig und bewerten ihn mit rund +30 Punkten auf einer Skala von -100 bis +100. Allerdings hat das Image von WhatsApp in Europa seit Bekanntwerden der Übernahme durch Facebook leicht nachgegeben. In den USA wurde der seit Anfang Februar anhaltende Aufwärtstrend erstmal gestoppt.

Besonders kritisch stehen wie immer die deutschen User dem Deal gegenüber. Selbst US-Medien berichteten darüber, dass viele Deutsche WhatsApp-Nutzer zu alternativen Anbietern wechselten. Dabei waren bisher gerade die Deutschen von dem Dienst begeistert. Im Januar bezeichneten sich 40 Prozent derjenigen, denen WhatsApp ein Begriff ist, als Nutzer des Dienstes. Heute sind es nur noch 36 Prozent, die sich als derzeitige WhatsApp-Kunden sehen. Im Gegensatz dazu chatten laut BrandIndex nur 21 Prozent der Briten und 18 Prozent der US-Bürger, die die App kennen, mit WhatsApp. In Deutschland ist sie also immer noch auf außergewöhnlich vielen Smartphones vertreten.

Wie sich Alternativen zu WhatsApp entwickeln werden, ist schwer abzusehen. Anhaltspunkte gibt eine gesonderte Befragung von YouGov. Die größte mediale Aufmerksamkeit unter den Alternativ-Apps bekam Threema, die jetzt auch von Stiftung Warentest als einzige App als „unkritisch“ eingestuft wurde. Werden die Deutschen also kollektiv dorthin wechseln? Unwahrscheinlich: 72 Prozent der Befragten geben an, dass sie Threema gar nicht kennen. Andererseits ist dies immer noch der niedrigste Wert unter den Alternativ-Anbietern. My Enigma, chatON und TextSecure sind noch unbekannter.

Die Daten machen auch deutlich, weshalb manche User in Deutschland wechselwillig sind. Ein Großteil von ihnen gibt an, dass ihnen der Schutz der Privatsphäre bei einem Messenger am wichtigsten ist. Die Menschen sind sich aber unsicher, ob WhatsApp diesen Schutz gewährleistet: Ein Drittel hält ihn für gut bis ausgezeichnet, ein Drittel für mittelmäßig oder schlecht und ein weiteres Drittel konnte oder wollte die Frage nicht beantworten. Ein großes Potenzial von Nutzern, bei denen WhatsApp noch die Chance hat, sie von sich zu überzeugen, bevor sie abwandern.

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Bild: dpa